Die Konjunktur in den USA wird weiterhin von mehreren Entwicklungen angetrieben, die auch positive Wechselwirkungen entfalten. Die billige Energie aus der Erschließung der Schiefergasvorkommen verschafft der energie-intensiven Industrie erhebliche Wettbewerbsvorteile. Dies führt dazu, dass neue Arbeitsplätze entstehen, auch durch die Rückführung von Produktionsstandorten aus China, neuen Ansiedlungen vor allem aus dem Bereich der chemischen Industrie. Der Hausbau kommt voran, die Konsumenten fassen wieder Vertrauen und holen zurückgestellte Investitionen (z.B. Ersatz der alten Autos) nach. Die Unternehmen sitzen auf riesigen Cash-Bergen, was beste Voraussetzungen für einen schnellen Investitions-Schub bietet, wenn die Auslastung der Industrie weiter steigt.

US-Konjunktur erholt sich langsam, aber stetig

Die Tendenz zeigt eine weiterhin langsame, aber stetige Erholung der Konjunktur, was mittelfristig auch zu steigenden Aktienkursen führen sollte. Kurzfristig werden die Kurse teilweise heftig durch die Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich der verfügbaren Liquidität durch das Anleihe-Ankaufprogramm der Fed beeinflusst.

Aktienkurse hängen jedoch kurzfristig an der verfügbaren Liquidität

Seit die Fed sich festgelegt hat, dass sie ihr Programm zum Ankauf von Anleihen (gesamt 85 Mrd USD monatlich) so lange fortsetzen wird, bis die Arbeitslosenrate auf ein „signifikant tieferes Niveau“ gesunken ist, haben wir in den USA die schizophrene Situation, dass jeder Fortschritt bei der Konjunkturerholung tendenziell zu einem Rückgang der Aktienkurse führt. Steigende Beschäftigungszahlen steigern die Befürchtungen der großen Investoren, dass die Flut an billigem Geld alsbald versiegen könnte. Steigende Arbeitslosigkeit, in der Regel die Folge eines Konjunktur-Rückgangs, führt dagegen zu steigenden Aktienkursen. Die Fed wird in den nächsten Monaten ihre Worte sehr sorgfältig abwägen, um die Aktienmärkte nicht über Gebühr zu beunruhigen. Als der Notenbank-Chef Ben Bernanke am 10.07. mit seinen Worten die Sorge, dass die Fed die kurzfristigen Zinsen alsbald erhöhen könnte, eindämmte, stiegen die Aktienkurse aus dem Stand sofort wieder an – in China über Nacht um über 5 % (!) und in den USA im S&P 500 um fast 1,5 %.

 

Walter Feil