Ab Mittwoch, den 16.12.2020, wird das öffentliche Leben in Deutschland wieder deutlich heruntergefahren. Jeder wird in seiner Bewegungs- und Handlungsfreiheit eingeschränkt bis tief hinein in sein Privatleben. Wie wird sich dieser erneute „Lockdown“ auf unsere Vermögensanlagen auswirken?

Vermögensanlagen in „Geld“

Guthaben auf Konten (Girokonten, Tagesgeld- und Festgeldkonten) werfen weiterhin keinen Ertrag mehr ab. Die Gründe hierfür habe ich am 14.12. in dem Beitrag „EZB finanziert die Defizite der Euro-Staaten“ erläutert. Im Kern geht es darum: die EZB stellt extrem viel billiges Geld zur Verfügung. Guthaben von Sparern werden nicht mehr benötigt und deswegen nicht mehr verzinst.

Fazit:
Vermögensanlagen in „Geld“ sind nur noch zu empfehlen für den Teil des Vermögens, der zur jederzeitigen kurzfristigen Verfügung bereitgehalten werden soll.

Vermögensanlagen in „Unternehmen“

Unsere Beteiligungen an Unternehmen (= Aktien) können je nach Stimmungslage und Erwartungen der kurz- und langfristigen Investoren in den nächsten Wochen wieder größeren Schwankungen unterliegen. Wir haben es seit Monaten immer wieder erlebt: Jede positive Nachricht über die Bereitstellung eines Impfstoffes hat die Kurse an den Börsen sofort steigen lassen, teilweise sogar mit extremen Ausschlägen nach oben. Umgekehrt hat jede negative Nachricht über weitere Lockdowns oder Verzögerungen bei der Impfstoff-Freigabe die Kurse nach unten rutschen lassen. Diese Schwankungen werden immer wieder eintreten.

Sobald die Einschränkungen des Wirtschaftslebens wieder gelockert werden, drehen die Erwartungen der Investoren wieder ins Positive. Die Zuversicht steigt. Die Kurse steigen. Unterstützt wird die mittel- und langfristige Kursentwicklung an den Aktienmärkten durch bisher beispiellose Maßnahmen der Notenbanken, die jeden Tag neue Milliarden in die Märkte pumpen.

Gigantische Geldmengen warten auf sinnvolle Verwendung

Die Notenbanken zahlreicher Staaten haben gigantische Geldmengen bereitgestellt, um Staaten, Unternehmen und Privathaushalte mit Liquidität zu versorgen. Alleine die EZB stellt monatlich (!) 90 Milliarden Euro bereit, um Anleihen aufzukaufen, die im Wesentlichen dazu dienen, die Defizite der Euro-Staaten zu finanzieren. So können die Regierungen das Geld mit dem Füllhorn ausschütten – und zahlen fast keine Zinsen dafür. (Wie dies zu einer systematischen Enteignung von Sparern führt, behandelt dieser Beitrag.)

Als Beispiel hier die Entwicklung der Geldmenge M1 (Bargeldumlauf bei Nichtbanken plus Sichteinlagen) in den USA.

 

Quelle: Wellenreiter

Viele Haushalte, vor allem die Haushalte gutem Einkommen, haben in der Zeit der Beschränkungen erhebliche Zusatz-Ersparnisse aufgehäuft. Wo und wie sollten sie das Geld auch ausgeben? Diese Mehr-Ersparnisse werden vermutlich zu einem Zusatz-Konsum führen, sobald die Beschränkungen wieder aufgehoben werden und eine Rückkehr zu früherem Konsumverhalten möglich ist.

Quelle: Capital Economics

Das Wirtschaftsleben in Deutschland und darüber hinaus in der Welt ist grundsätzlich in Ordnung, auch wenn eine große Anzahl von Unternehmen wegen der verhängten Beschränkungen mit massiven Problemen konfrontiert sind, was bei einigen Unternehmen auch zur Insolvenz führen wird. Die meisten Unternehmen können ihren Betrieb binnen ein bis zwei Jahren wieder auf Vorkrisenniveau hochfahren, sobald die Pandemie überwunden ist und die Einschränkungen aufgehoben werden.

Fazit:
Vermögensanlagen in Aktien (z.B. über Aktienfonds und ETFs) sind weiterhin zu empfehlen, jedoch nur für den Teil des Vermögens, der langfristig (10 Jahre oder länger) im Aktienmarkt verbleiben kann. Die kurzfristigen Schwankungen müssen wir aussitzen.

Vermögensanlagen in Immobilien

Immobilien, allen voran Immobilien mit wohnwirtschaftlicher Nutzung, haben sich in den Zeiten der Krise als stabiles Element im Vermögensmix erwiesen. Wenn die Immobilien rentabel vermietet sind, kommt zur grundsätzlichen Sicherheit eines Investments in Immobilien auch noch ein guter Ertrag dazu. Wenn, wie auf Sicht von mehreren Jahren zu erwarten ist, die Inflationsrate anzieht, wird ein Portfolio von Immobilien-Investments dazu beitragen, den Kaufkraftschwund von „Geld“ auszugleichen.

Fazit:
Vermögensanlagen in Immobilien sind sehr gut geeignet, die in der Vergangenheit häufig bevorzugten Anlagen in Anleihen, die jetzt keinen Ertrag mehr bringen, zu ersetzen. Gerade in Zeiten, in denen die Aktienmärkte heftigen Wertschwankungen unterliegen, schätzen wir die Stabilität der Erträge und der Wertentwicklung von Immobilien.

Walter Feil
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