Donnerstag, 14.8. 2014, 09:57: Die Rendite auf deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit fällt unter ein Prozent. Mit 0,998 Prozent erreicht die Rendite auf die allgemein als „sicher“ angesehen Anleihen einen historischen Tiefstand. Grafik in DIE WELT

Die Rendite für Anleihen für zwei oder drei Jahre liegt sogar unter Null. Das bedeutet: Wer solche Anleihen in sein Depot nehmen will, muss sogar noch etwas dafür bezahlen statt einen Zinsertrag zu erhalten.

50 Milliarden Haushaltsentlastung durch historisch niedrige Zinsen

Das ist positiv für Sie als Steuerzahler: Je weniger Zins der Finanzminister zahlen muss, umso geringer ist die Belastung für den Staatshaushalt. Bei 2.158.700.813.403 Euro Schulden (Stand 15.08. 11:36) führt jedes Zehntelprozent Zinsersparnis zu einer Entlastung von 2,158 Milliarden Euro jährlich. Ein volles Prozent Zinsersparnis entlasten den Haushalt um 21,58 Milliarden Euro. Der Unterschied zwischen früheren Zinssätzen in der Größenordnung von fünf Prozent zu heute einem Prozent bedeutet über 100 Milliarden Haushaltsentlastung jährlich.

Vor diesem Hintergrund klingt die Absicht, „einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen“ etwas schnöde, wobei wir uns schon bewusst sind, dass die derzeit niedrigen Zinssätze nicht für die gesamte Staatsschuld gelten, sondern nur für die derzeit neu aufgenommenen Schulden. Allerdings führt jede auslaufende Anleihe aus früheren (Hochzins-) Zeiten zu einer weiteren Zinsentlastung für den Finanzminister. Ich schätze deswegen sehr überschlägig und pauschal eine Haushaltsentlastung von 50 Milliarden Euro durch die heute deutlich geringere Zinshöhe im Vergleich zu früher.

50 Milliarden Verlust für Versicherungen, Pensionskassen und Sparer

Die Kehrseite der Medaille sind allerdings entgangene Zinserträge für all diejenigen, die diese Staatsanleihen kaufen. Dies sind zum Bespiel unsere Versicherungsgesellschaften

  • unsere Lebens- und Rentenversicherungen, die unsere Hypotheken ablösen sollen, eine Reserve für’s Alter darstellen und auch eine lebenslange Rente zahlen sollen: Jeder Euro Zinsertrag, der bei den Einnahmen fehlt, führt zu einem Euro weniger Leistung.
  • unsere privaten Krankenversicherungen, die aus den Erträgen ihrer Vermögensreserven einen Teil ihrer Leistungen finanzieren: Jeder Euro fehlender Zinsertrag führ zu einem Euro mehr Beitragserhöhung oder einer Leistungskürzung
  • unsere Pensionskassen, Firmenpensionszusagen und andere Versorgungseinrichtungen: Jeder Euro fehlender Zinsertrag führt zu einem Euro reduzierter Leistung oder zur Verpflichtung, die Fehlbeträge aus anderen Quellen (höheren Beiträgen, höherer Dotierung aus den Unternehmensgewinnen etc.) auszugleichen

Wir müssen unsere eigenen Vermögensreserven ertragreicher anlegen

Die Anlagepolitik unserer Versorgungseinrichtungen ist durch zahlreiche Regulierungen und Vorschriften eingeengt. Der Einzelne kann sie nicht beeinflussen. Wir können nur unsere eigenen Entscheidungen, wie wir unser „Geld für später“ aufbauen und allokieren wollen, beeinflussen. Diese persönliche Entscheidung treffen immer mehr Anleger mit Blick auf die langen Anlagezeiten, die für den Vermögensaufbau noch bleiben, zugunsten einer höheren Quote in Aktien und Aktienfonds. Alternativ stehen Fonds zur Verfügung, die die höheren Schwankungen der Aktienmärkte etwas ausgleichen, wie zum Beispiel die drei 3ik-Strategiefonds.

 

Walter Feil