Heute eine Woche früher …
Die Einschätzung der Aktienmärkte für die kommenden Wochen ist dieses Mal eine Woche früher, da ich Ende August bis ca. 13. September wegen einer Reise nur eingeschränkten Zugang zum Internet habe.
Aktienkurse weiter steigend
Auch im August setzten die Aktienkurse ihren Anstieg fort. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Weltaktienindex, hier in USD bewertet, von Jahresbeginn bis zum 21. August: mit dem weiteren Anstieg der Kurse im August wurde der Stand vom Jahresbeginn bereits übertroffen.
Grafik: Weltaktienindex (hier durch einen ETF dargestellt) in USD
Quelle: vwd
Doch Vorsicht: der obige Chart zeigt die Entwicklung aus Sicht eines USD-Anlegers. Für uns „Euro“- Denker liegt der Wert etwa fünf Prozent niedriger. Dies ist auf die Veränderung des Wechselkurses USD-Euro zurückzuführen. Von Mitte Mai bis Mitte August 2020 hat der USD gegen den Euro um etwa acht Prozent abgewertet. Da der Weltaktienindex über 50 % US-Titel enthält und auch weitere Währungen tendenziell eher dem USD als dem Euro folgen, führte diese Wechselkursveränderung zu einem Auseinanderlaufen der Bewertung des Index in USD und in Euro.
Grafik: Wechselkursveränderungen USD zu Euro
Quelle: vwd
Keine Hoffnung auf höhere Zinsen
Ein Grund für diese Wechselkursveränderung ist das Abschmelzen des Zinsunterschiedes für Staatsanleihen der USA und der Eurozone. Aufgrund der Verlautbarungen der Fed ist klar geworden, dass es auch in den USA auf absehbare Zeit keine wesentliche Erhöhung der Zinserträge auf Staatsanleihen mehr geben wird. Dies hat – neben der Abwertung des USD gegen den Euro – auch Auswirkungen auf den Aktienmarkt.
Die Geldflut treibt die Aktienkurse hoch
Wie schon mehrfach dargestellt, wird die Kauflust von Investoren ganz wesentlich von den monetären Rahmenbedingungen beeinflusst:
- Viel Liquidität im Markt führt zu vermehrten Aktienkäufen
- Sehr viel Liquidität im Markt treibt die Aktienkurse ziemlich schnell nach oben
Derzeit haben wir „sehr viel“ Liquidität im Markt. Die EZB und die Fed überbieten sich gegenseitig mit Programmen, die die verfügbare Geldmenge in den Märkten erhöht. Und rings um den Globus hat fast jede weitere Notenbank ihre eigenen Maßnahmen gestartet, die Geldmenge zu erhöhen.
Förderprogramme stützen die Unternehmen
Die EU hat beschlossen, die Wirtschaft ihre Mitgliedstaaten mit 750 Milliarden Euro wieder „aufzubauen“. Die Berichterstattung hierüber ist nach dem Zeitpunkt der Entscheidung in der EU-Kommission dünner geworden. Fast haben wir dieses zusätzliche Programm zur Stützung der Wirtschaft in den EU-Staaten schon wieder vergessen. Es ist jedoch in Arbeit. Die 750 Milliarden werden (um-) verteilt werden: die Wirtschaft in den EU-Staaten wird damit gefördert, die Steuerzahler werden damit belastet. Kurz- und mittelfristig hilft das der Wirtschaft (und allen anderen, die bei solchen gigantischen Programmen die Hand aufhalten), langfristig werden die Steuerzahler damit zusätzlich belastet.
Auch andere Staaten haben zusätzliche Förderprogramme in Vorbereitung.
Die Investoren setzen darauf, dass die Wirtschaftsleistung bis 2021 wieder das Niveau vor der Corona-Krise erreichen wird – und kaufen Unternehmensbeteiligungen (= Aktien)
Stimmung der Einkaufsmanager dreht wieder auf
Die Stimmung der „Einkaufsmanager“, wie man Entscheidungsträger der Wirtschaft häufig bezeichnet, hat sich im Juli 2020 deutlich gebessert. „Stimmung“ bedeutet hier im wesentlichen: die Erwartung für die weitere Entwicklung. Eine Zahl unter 50 bedeutet: die Einkaufsmanager rechnen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung, eine Zahl über 50 dokumentiert eine positive Erwartung.
Die DJE-Gruppe stellte die jüngsten Ergebnisse der Umfragen kürzlich in einem Vortrag für Anleger vor. Sowohl im Bereich von Dienstleistungen als auch in der Gesamtwirtschaft ist die trübe Stimmung, die sich im März 2020 eingestellt hatte, komplett verflogen. Die jüngsten Zahlen sind wieder deutlich positiv. Die Daten wurden von Bloomberg zusammengestellt und von DJE im Online-Vortrag für Anleger grafisch dargestellt.
Bemerkenswert, dass die Eintrübung der Erwartungen in China einen Monat früher eintrat, die Besserung Stimmung jedoch zwei Monate früher als in den meisten anderen Staaten. Sie erkennen dies leicht in der Grafik: die grün gekennzeichneten Flächen zeigen Monate „über 50“ an, die rot Flächen Monate „unter 50“. Mit nur drei bis vier Monaten Dauer war der Stimmungseinbruch einerseits extrem schnell, andererseits aber auch extrem kurz.
Geld- und Fiskalpolitik bleiben die wichtigsten Faktoren
DJE brachte die wesentlichen Faktoren, die die Börsenkurse beeinflussen, in dem jüngsten Vortrag wie folgt auf den Punkt: „Quantitative Easing auf unbestimmte Zeit plus Fiskalstimuli ohne feste Grenze plus Yield Curve Control. Das ist das Rezept für überreichliche Liquiditätsversorgung und damit die Basis für Nachfrage am Aktienmarkt.“
Diese Einschätzung wird von zahlreichen weiteren Börsenexperten unterstützt.
Langfristanleger bleiben investiert
Seit dem Ausblick per 1.8.2020 hat sich nichts Wesentliches verändert.
- Die Kurse werden weiter schwanken.
- Neben der Liquidität werden die Kurse auch von den Entscheidungen in Zusammenhang mit dem Bemühen, die Ausbreitung des Covid-19-Virus unter Kontrolle zu halten, beeinflusst.
- In den USA wird der Donald Trump alles versuchen, um die Wirtschaft nach oben zu bringen. Damit will er seine Chancen auf Wiederwahl verbessern.
- Positive Nachrichten über die Verfügbarkeit eines Impfstoffes werden die Börsen positiv beeinflussen.
… und wir werden weiterhin jeden Tag mit Dutzenden von „Bad News“ gefüttert werden. Ganz bestimmt werden Teile unserer Wirtschaft sehr lange brauchen, den Einbruch zu kompensieren. Einige Unternehmen werden es auch nicht schaffen und untergehen. Viel Geschrei rechne ich jedoch den Lobby-Organisationen zu. In Berlin kommen auf jeden Abgeordneten drei akkreditierte Lobbyisten. Und was tut so ein Lobbyist, wenn Futter verteilt wird? Es ist wie im Vogelnest: das Küken, das am lautesten schreit und den Schnabel am weitesten nach oben streckt, bekommt als erstes Futter, wenn die Vogelmama einfliegt. Der Kuchen alleine in der EU ist 750 Milliarden Euro schwer. Also, Lobbyisten, in Berlin und in Brüssel, strengt euch an! Je schlimmer ihr die Situation eurer Klientel darstellt, desto größer ist die Chance auf reichlich Futter.
Im Übrigen verweise ich auf den Beitrag vom 1. August. Wer die Schwankungen im Aktienmarkt nicht mag oder einfach nur etwas reduzieren will, der sollte über die Alternativen im Immobilienmarkt nachdenken. Ich bleibe unverändert dabei: AIFs (das heißt: Alternative Investmentfonds, sehr stark reguliert), die in Mehrfamilienhäuser und Wohnsiedlungen mit bezahlbaren Mieten investieren, liefern stabile Ausschüttungen und schwanken kaum im Wert. siehe auch:
Immobilienfonds Immochance Deutschland 8 schüttet 5,5 Prozent aus
https://ihrkonzept.de/immobilienfonds-immochance-deutschland-8-schuettet-55-aus/
Immobilienfonds PI4 erwartet über 7 % Mietrendite
https://ihrkonzept.de/immobilienfonds-pi4-erwartet-ueber-sieben-prozent-mietrendite/
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