Die Diskussionen und Prognosen zur Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte werden weiterhin von den gleichen Themen beherrscht:

  • Die Behinderung des globalen Handels durch Zölle und Sanktionen.
    Auch wenn aktuell Verhandlungen stattfinden mit dem Ziel, in einer ersten Phase eine De-Eskalation dieser Auseinandersetzung zu erreichen, ist der sogenannte „Handelskrieg“ noch lange nicht beendet. Wir werden noch zahlreiche positive und wieder negative Nachrichten zu diesem Thema erhalten. Bei der Auseinandersetzung zwischen den USA und China geht es nur vordergründig um die die Steuerung der Warenströme. Im Kern ist es ein Kampf um die künftige technologische Vorherrschaft in der Welt. Wer die Standards für die Technologie setzt, hat um Kampf um die Vorherrschaft in der Welt signifikante Vorteile.
  • Der Brexit, über den nun erst nach einer neuen Wahl entschieden wird.
    Im Dezember sind Wahlen angesetzt. Danach wird das Brexit-Thema wieder die Schlagzeilen erobern.
  • Politische Unsicherheiten an zahlreichen Standorten.
    Die Gesamtentwicklung der Weltbörsen wird davon relativ wenig beeinflusst.
  • Die Geldpolitik der Notenbanken.
    Es mag mittlerweile schon langweilig klingen, ist aber nicht zu ändern: Weiterhin wird die Geldpolitik, vor allem die Verfügbarkeit von Liquidität, die Aktienkurse stark beeinflussen. Niedrige Zinsen treiben Bargeldbesitzer in Sachwerte wie Immobilien und Aktien. Hohe Liquidität unterstützt die Aktienkurse. Nachdem die Fed die Leitzinsen gesenkt und ein neues Programm mit 60 Milliarden USD monatlicher Anleihekäufe begonnen hat, ist reichlich Liquidität im Markt. Auch die EZB hat die kurzfristigen Zinsen nochmals gesenkt und verlangt jetzt 0,50 % „Negativzins“ für die Beträge, die Banken aus ihrer Überschuss-Liquidität bei der EZB parken wollen. Ab 2020 werden zahlreiche Banken in vermutlich rascher Folge beginnen, auch von ihren Kunden mit Guthaben auf ihren Konten ein „Verwahr-Entgelt“ zu verlangen. Die EZB kauft darüber hinaus seit November monatlich für 20 Milliarden Euro Anleihen und schiebt damit ebenfalls zusätzliche Liquidität in die Märkte. Die FAZ wies schon per August 2019 darauf hin, dass 67 weitere Notenbanken die Leitzinsen gesenkt haben.

Die Weltwirtschaft wächst auch in 2020

Auch an dieser Prognose hat sich nichts geändert: Die Weltwirtschaft wächst nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Die Weltwirtschaft schrumpft aber nicht. Die wächst nur etwas langsamer. Die Commerzbank rechnet für 2020 mit einer Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Leistung weltweit in der Größenordnung von 3,1 %. Auch Capital Economics  erwartet (Stand der Vorschau: Oktober 2019) mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,1 % in 2020. Die USA wachsen etwas langsamer (1,4 %), die Schwellenländern etwas schneller (3,9 %), wobei in Asien die Wirtschaft am schnellsten wächst (4,7 %)

Wie in den Vormonaten:
Wir können den Markt nicht genau timen

Die wesentliche Botschaft ist die gleiche wie im Vormonat: Wir wissen nicht genau, ob und wann die Kurse von Aktien und Anleihen die Richtung drehen. Alle bekannten Probleme und Hemmnisse der wirtschaftlichen Entwicklung sind in den Kursen eingepreist. Überraschungen können die Aktienkurse in beide Richtungen in Bewegung setzen. Deswegen wiederhole ich den Hinweis, dass jeder Anleger seine Allokation gemäß seinem eigenen Temperament, vor allem jedoch mit Blick auf die noch verbleibende (Rest-) Anlagedauer, zusammenstellen muss.

Unverändert:
Drei Möglichkeiten der Allokation für die kommenden Wochen

An meinen Empfehlungen, die eigene Allokation auf diese Verhältnisse einzustellen, hat sich nichts geändert. Ich verweise deswegen auf den Beitrag vom Juli, der die drei Alternativen nennt und näher erläutert:

Alternative 1:
Schwankungen in Kauf nehmen in Erwartung einer langfristig positiven Entwicklung

Alternative 2:
Das Erreichte sicherstellen und für eine gewisse Zeit alle Schwankungen ausschließen

Alternative 3:
Einen Kompromiss wählen und mit einen verringerten Betrag investiert bleiben

Hier der Link mit zusätzlichen Erläuterungen der drei Alternativen. (zum Ende des Beitrags scrollen)

Walter Feil