Im November gewannen die Investoren mehr und mehr die Überzeugung, dass der Höhepunkt der Inflation hinter uns liegt. Daraus folgt die Erwartung, dass die Notenbanken die Leitzinsen alsbald wieder senken können. Dies ist positiv für die Aktienmärkte. Der Weltaktienindex legte innerhalb von vier Tagen um 4 % zu und stieg bis zum 29.11. von seinem letzten Tief ausgehend um über 6 %.

Grafik: iShares ETF auf den Weltaktienindex von Jahresbeginn 2023 bis 29.11.2023, Bewertung in Euro, November hervorgehoben.

Quelle: infront

Tatsächlich begann der Rückgang der Headline-Inflation (das ist die Gesamtinflationsrate inklusive der Preise für Lebensmittel und Energie) bereits gegen Ende des Jahres 2022, in den USA sogar schon vor Jahresmitte 2022.

Am Beispiel der USA können wir die Bestandteile der Preisentwicklung näher betrachten. Ein wesentlicher Grund für den zunächst starken Anstieg der Headline-Inflation ab Anfang 2021 war der Anstieg der Preise für Energie, gefolgt von einem Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Der Preisanstieg für Energie verlangsamte sich seit Anfang 2023 und fiel Mitte 2023 sogar in einen Preis-Rückgang. Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise verlangsamte sich ebenfalls. Weiter steigend sind die Preise für Dienstleistungen. Alle Komponenten zusammen addieren sich per Oktober 2023 zu einer Rate für die Headline-Inflation von 3 %.

Für 2024 wird ein weiterer Rückgang der Inflationsrate erwartet. Die folgende Grafik zeigt dies am Beispiel der Core Inflation. Dies ist die Kennziffer für einen Warenkorb ohne die Preise für Energie und Nahrungsmittel. Die Prognosen von Capital Economics führen bis Ende 2024 zu einer Core-Inflation von 2,5 % für die Eurozone und ebenfalls 2,5 % für die USA.

Zins-Senkungen sind positiv für die Aktienmärkte

Auf der Prognose für die Inflationsraten ergeben sich für Capital Economics folgende Erwartungen für die Entwicklung der Leitzinsen (siehe die jeweils durchgezogene Linien in der folgenden Grafik)

  • 3,1 % in den USA
  • 2,3 % für die Eurozone
  • 3,0 % für UK

Aus den am Finanzmarkt abgeschlossenen Geschäften lässt sich ableiten, dass die Investoren  (Stand 17.11.2023) etwas höhere Leitzinsen erwarten. (siehe gestrichelte Linien)

Sinkende Leitzinsen sind positiv für die Aktienmärkte. Alleine schon die Erwartung sinkender Leitzinsen beflügelt die Phantasie der Investoren. Im November erhielten wir einen Vorgeschmack davon.

Die Aktienmärkte werden weiterhin volatil bleiben

Der Kursanstieg im November wird sich ganz sicher nicht unterbrechungsfrei fortsetzen. Nach 6 Prozent plus erachte ich einen leichten Rückgang als wahrscheinlich, gefolgt von einem erneuten Anstieg. Das Jahresende könnte uns die Höchstkurse für das Jahr 2023 bescheren.

Erste Stichworte für 2024

Für das kommende Jahr ist zu bedenken:

  • In den USA ist der größte Teil der Über-Ersparnisse aus der Coronazeit ausgegeben. Dies hat in 2023 den Konsum, der für die US-Wirtschaft maßgebliche Bedeutung hat, angetrieben.
  • Wenn noch größere Geldvermögen verfügbar sind, schichten die Kontobesitzer in höherverzinsliche Anlageformen um. Das führt einerseits zu höheren Erträgen für die Vermögensbesitzer, reduziert jedoch andererseits die Bereitschaft, den Vermögensbestand auszugeben.

  • 45 Millionen Bürger in den USA sind mit durchschnittlich 36.000 USD Studentenkrediten belastet, mit deren Hilfe sie die hohen Studiengebühren bezahlt haben. Derzeit summieren sich diese Schulden auf 1,71 Billionen USD (1.710 Milliarden USD) Die Rückzahlung dieser Studienkredite war während der Coronazeit ausgesetzt. Das Ende dieses Moratoriums schmälert die Konsumkraft der betroffenen Bürger erheblich.

Es kann durchaus sein, dass der Konsum in den USA in 2024 etwas geringer ausfällt als in diesem Jahr. Das könnte die Aktienmärkte belasten.

Rückgang des Zinsniveaus führt zu Kursgewinnen bei langlaufenden Anleihen

Ein Rückgang des Zinsniveaus führt zu Kursgewinnen bei langlaufenden Anleihen. Das Schaubild zeigt, welche Kursveränderungen langlaufende Anleihen erfahren können, am Beispiel eines ETFs von iShares, der den Index für langlaufende (20 Jahre und länger) europäische Anleihen abbildet: Von Ende 2021 bis September 2023, somit in einer Zeit von raschen Zinserhöhungen, erlitt dieser Index einen Kursverlust von über 42 %. Seit kurzem – nach der Umkehrung der Zinsentwicklung, jetzt mit einem Rückgang des Zinsniveaus – liefert dieser Index Kursgewinne. Sie erkennen dies deutlich am rechten Rand des Schaubildes.

Quelle: infront

Wir sprachen im letzten Kapitalmarktausblick schon darüber. Jetzt bauen wir einen solchen ETF in das Musterportfolio ein.

Technologie mit KI-Umsetzungen wird sich immer mehr ausbreiten

Die Begeisterung für die „KI“ nimmt Woche für Woche zu. Ich erwarte, dass die Tech-Giganten der USA  ihren Vorsprung mehr und mehr ausbauen und aus ihrer marktbeherrschenden Position stetig steigende Gewinne ziehen werden. Kleinere Unternehmen werden ihre Nischen finden. Fast alle Unternehmen werden davon profitieren, diese Technologie in ihre Arbeits- und Produktionsprozesse einzubauen. Im Musterportfolio erhöhen wir das Investment in diesen Bereich.

Langfristanleger bleiben investiert

Zum Abschluss auch von diesem Ausblick wiederhole ich meine Empfehlung für alle Langfristanleger: bleiben Sie investiert, nehmen sie die Schwankungen in Kauf. Eine große Rezession wie in der Immobilien- und Finanzkrise 2007/2008 ist nicht zu erwarten. Auch erwarte ich keinen Absturz der Kurse, wie nach dem Höhepunkt der Spekulationsblase („dot.com-Blase“) ab März des Jahres 2000.

Kunden mit Investments in Tarif LVL70 erhalten ein gesondertes Mail

Alle Investoren, die in dem lebenslang steuerbegünstigten Tarif LVL70 investiert sind, erhalten ein gesondertes Mail mit einem Vorschlag zur Umschichtung des Investments.

Walter Feil