In den 36 Mitgliedsstaaten der OECD gibt es über ein halbes Tausend große Unternehmen, die die Zinsen für ihre laufenden Kredite nicht aus dem Gewinn (EBIT) bedienen können. Die Anzahl dieser Zombies stieg von 1993 bis 2019 fast kontinuierlich an. Nur nach den Rezessionen 2002 und 2008 sank die Zahl dieser Unternehmen, indem viele von ihnen in die Insolvenz fielen und vom Markt verschwanden.

Früher konnten Unternehmen mit geringer Bonität keine Anleihen begeben. Ohne frisches Geld von Banken und ohne Zugang zum Kapitalmarkt verschwanden sie auch ohne Rezessionsphasen von der Bildfläche. Heute, in Zeiten extrem niedriger Zinsen, finden auch diese Zombie-Unternehmen Anleger, die Anleihen mit einem erhöhten Zins („High Yield …“) kaufen. So bleiben diese Unternehmen im Markt – bis sich die Probleme häufen.

Trotzdem hohe Nachfrage nach HighYield-Anleihen

Tatsächlich sind HighYield-Anleihen (= Hochzins-Anleihen, früher häufig als Junkbonds / Schrottanleihen bezeichnet) weiterhin nachgefragt. Die Zinserträge und gelegentliche Kursgewinne führten – am Beispiel eines ETF für Hochzinsanleihen veranschaulicht – zu einem Gewinn für die Anleger.

Ich bin, wie Sie als Leser dieser Webseite schon lange wissen, in diesem Bereich sehr skeptisch. Wenn sich die Konjunktur eintrübt, werden die Schuldner dieser Anleihen die ersten sein, die die Zinsen nicht mehr bedienen können. Erste Ausfälle werden zu Rückgaben führen. Dies trifft auf einen Markt, der im Vergleich zu früher sehr ausgedünnt ist: Banken, die früher meist als Puffer fungierten und solche Anleihen in den eigenen Bestand kauften, sind jetzt so (über-) reguliert, dass sie diese Pufferfunktion nur noch sehr bedingt ausfüllen können.

Die Kurse solcher Anleihen könnten dann sehr schnell fallen. Im Januar 2018 und dann nochmal im Dezember 2018 erlebten wir jeweils schon einen schnellen Rückgang. Ich empfehle weiterhin, diesen Teilmarkt zu meiden. Mir erscheint das Risiko hoch, in diesem Bereich negative Überraschungen zu erleben.

DWS weist auf Risiken hin

Im CIO-View vom 27.3. greift die die DWS das Thema ebenfalls auf und meint, dass „wir bereits den größten Teil der Spread-Performance dieses Jahr gesehen haben“. Das heißt: im Januar 2019 gingen die Spreads (Zinsaufschlag gegenüber erstklassigen Staatsanleihen) von über 500 Basispunkten (5 %) auf unter 400 Basispunkte (4 %) zurück. Das führte im Januar zu Kursgewinnen. Das könnte sich nun wieder umkehren. Von 2014 bis 2016 stiegen die Spreads schon einmal stark an. Dies führte zu erheblichen Kursverlusten. Der Chart zeigt die Entwicklung der Spreads (= Zinsaufschlag für diese Anleihen im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen)

 

Walter Feil
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