Die chinesische Zentralregierung wird am Dienstag dieser Woche wahrscheinlich eine deutliche Erhöhung der Zahlen zur Größe und zum Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft bekanntgeben. Grundsätzlich hat sich nichts verändert. Trotzdem werden die um fünf bis zehn Prozent höher erwarteten Zahlen die Diskussionen über die Ungleichgewichte, die Reduzierung des Wachstumstempos und das Schuldenproblem beeinflussen.

Neue Bewertungs-Standards führen zu anderen Ergebnissen

Das NBS (National Bureau of Statistics = Nationale Behörde für Statistiken) hat in den letzten Monaten zwei Bereiche der Datenerhebung umgestellt.

  1. Die Umstellung der Datenerhebung von dem SNA-Standard 1993 auf den SNA-Standard 2008. Das SNA (System of National Accounts = Verfahren zur Erhebung von Daten) wurde in den letzten Jahren schon von zahlreichen Ländern umgestellt. In den Industrieländern führte dies regelmäßig zu einer Erhöhung der statistischen Angaben zum GDP (Bruttosozialprodukt), da gemäß der neueren Berechnungsmethode die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Investitionen und nicht mehr als Konsum in das Zahlenwerk einfließen. China investiert mehr in Forschung und Entwicklung als die meisten anderen Staaten der Emerging Markets, aber immer noch etwas weniger als die Industrieländer. (siehe Grafik unten links) Die Umstellung der Berechnungsmethode auf den SNA-Standard 2008 wird zu einer Anhebung der GDP-Zahlen um etwa 0,1 bis 0,2 Prozent führen.
  2. Die Angaben zum den Ausgaben für „Wohnen“ wurden bisher von den Kosten für den Bau von Wohnungen abgeleitet. Dies hat zu unüblich geringen statistischen Ausgaben für „Wohnen“ geführt. (siehe Grafik unten rechts) Künftig werden diese Angaben mit Blick auf die Kosten für die Immobilien-Miete ermittelt. Dies wird zu einer Erhöhung dieser Statistikzahlen um zwei bis drei Prozent führen.

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Die Ausgaben für R&D (Research & Development = Forschung und Entwicklung in China sind höher als in den meisten anderen Ländern der Emerging Markets.

 

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Die bisherige Methode zur Ermittlung der Ausgaben für „Wohnen“ führte zu einem verzerrten Bild bezüglich China.

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Volkszählung 2013 führt zu höheren GDP-Zahlen

Die letzten zwei Volkszählungen führten jeweils zu einer Aufwärts-Revision des GDP von ca. einem Prozent jährlich. Seit der letzten Revision der Zahlen sind nunmehr fünf Jahre vergangen. Ein ähnliches Ergebnis gemäß der jüngsten Volkszählung 2013 würde zu einer Erhöhung der GDP-Zahlung um fünf bis zehn Prozent führen.

Kommentar:
An den tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnissen in China hat sich nichts geändert. Es wurden nur die Erhebungsmethoden von Zahlen angepasst, was zu veränderten statistischen Angaben führt. Nach Veröffentlichung der revidierten Zahlen wird die Diskussion über die wirtschaftliche Entwicklung in China wieder zunehmen: bessere (statistische) Daten zum Schuldenstand im Verhältnis zum GDP, höheres (statistisches) Tempo des Wirtschaftswachstums und höhere (statistische) Konsumausgaben werden die Besorgnisse um die Entwicklungen in China etwas reduzieren und das Interesse an Investments in China erhöhen.

Grafiken: CE, London.

Walter Feil