In der Nacht vom Montag zum Dienstag dieser Woche fiel der Wechselkurs der chinesischen Währung zum USD um fast zwei Prozent. Die Börsen rund um den Globus gerieten in Aufruhr. Aufmerksamkeits-heischende Analysten wie Howie Lee vom Brokerhaus Phillip Futures kommentierten: „Das riecht nach Verzweiflung und deutet darauf hin, dass in der chinesischen Wirtschaft nicht alles rund läuft“. Was war geschehen?
Seit Jahren fixiert die PBoC (People’s Bank of China = Chinesische Notenbank) den Wechselkurs des Renminbi zum US-Dollar ein einem engen Band.
Bis zum April 2012 akzeptierte die PBOC Abweichungen des Kurses zum USD im täglichen Handel innerhalb einer engen Bandbreite von einem Prozent. Wenn diese Bandbreite überschritten wurde, griff die Notenbank ein. Seit April 2012 werden Abweichungen bis zu einem Prozent über oder unter die Referenzrate toleriert. Im März 2014 wurde dieser Spielraum auf zwei Prozent erweitert. (siehe auch pboc-erweitert-das-waehrungsband-rmb-usd-auf-vier-prozent und die-volatilitaet-der-chinesischen-waehrung-nimmt-zu)
Zu Beginn dieser Woche beendete die PBoC die massiven Eingriffe zur Fixierung des Wechselkurses in dieser engen Bandbreite und führte ein neues System ein. Die chinesische Währung hatte durch die bisherige enge Koppelung an den USD zu stark aufgewertet und war nun im Verhältnis zu zahlreichen anderen Währungen zu hoch bewertet.
Der Renminbi im Vergleich zu USD und Euro
Betrachtet man alleine die Entwicklung des RNB zum USD (siehe linke Grafik), könnte man leicht zum Schluss kommen, dass hier eine Art „Währungskrieg“ begonnen wurde, wie dies in zahlreichen Medien zu lesen war. Der Vergleich des RNB mit dem Euro (siehe rechte Grafik) zeigt allerdings, dass der chinesische Renminbi alleine in den letzten zwölf Monaten vor Beginn dieser Woche um über 17 Prozent aufgewertet hatte. Genau dies verbesserte ja die Export-Chancen der deutschen Industrie, besonders der Auto- und der Maschinenbauer erheblich, verteuerte aber umgekehrt Exporte von China in die Eurozone und behinderte damit den Export aus China.
Der Renminbi im Vergleich zu anderen Währungen der Emerging Markets
In den vorausgegangenen zwölf Monaten hatte der RNB auch erhebliche Aufwertungen gegen andere Währungen der Emerging Markets erfahren:
- über vierzig Prozent gegenüber dem russischen Rubel
- über dreissig Prozent gegenüber dem brasilianischen Real
- über zehn Prozent gegenüber dem koreanischen Won
und ebenfalls eine deutliche Aufwertung gegenüber dem japanischen Yen.
Diese Aufwertungen erschwerten die Exporte aus China in diese Abnehmerländer erheblich. Gleichzeitig wurden Exporte dieser Länder nach China immer günstiger, was zu verstärktem Wettbewerb der ausländischen Produzenten in Inlandsmarkt führte.
Öffnung des Wechselkurses gegenüber Marktkräften pendelt den Wechselkurs ein
Im Gegensatz zur früheren Regelung wird die PBoC künftig den Wechselkurs des RNB nicht mehr in einer absolut starren Bandbreite zum USD halten, sondern mehr den Marktkräften folgen. Die tägliche Schwankungsbreite gegenüber dem USD ist weiterhin auf zwei Prozent nach oben oder unten begrenzt. Wird diese Grenze erreicht, greift die Notenbank ein.
Am nächsten Tag orientiert sich das Band jedoch nicht mehr am Kurs des USD, sondern an dem Wechselkurs, den der RNB am Schluss des vorangegangenen Tages erreicht hatte. Der Schlusskurs des Vortages ist nun der Mittelwert des aktuellen Tages. Damit gibt die PBoC den Marktkräften Raum, so dass das Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage den Wechselkurs des RNB zum USD auf den Wert bringen kann, den die Marktteilnehmer für angemessen halten, allerdings nur im Rahmen von täglichen Schwankungen bis zu maximal zwei Prozent.
Folgen für die Weltwirtschaft
Auf den ersten Blick ist zu erwarten:
- Exporte von China in die USA, in die Eurozone, nach Japan und in andere Länder werden preisgünstiger und damit (wieder) zunehmen. Das stärkt die chinesische Wirtschaft und erhöht das Wachstumstempo in China.
- Importe nach China werden teurer. Die Importeure werden wieder mehr als bisher mit technischer Überlegenheit überzeugen müssen. Die Margen und die Absatzzahlen werden zurückgehen.
- Unternehmen in China, die Kredite in USD aufgenommen haben, müssen mehr für Zins und Tilgung aufwenden
Dies können nur erste Stichworte sein.
Insgesamt folgt China mit dem neuen System, das zu einer Freigabe des Wechselkurses führt, konsequent sein Ziel, die eigene Währung international salonfähig zu machen und auf Sicht der kommenden Jahre gleichberechtigt neben den USD, den Euro, den Yen, das GBP und andere Währungen zu stellen.
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