Der von mir sehr geschätzte Analysedienst „Capital Economics“ (CE) liefert mir Monat für Monat 300 Seiten mit Einschätzungen zur Entwicklung der Wirtschaft rund um den Globus. Die jüngste Analyse vom 26. Januar 2018 vermittelt ein sehr positives Bild zur Entwicklung der Volkswirtschaften, weist jedoch deutlich auf die wachsenden Risiken in den Aktienmärkten hin. „Die Musik wird bis zur zweiten Jahreshälfte weiterspielen“, prognostiziert CE. Dann jedoch werden deutlich höhere Zinsen die US-Wirtschaft belasten und gleichzeitig der steuerliche Stimulus zurückgehen. Diese Entwicklung wird risikoreiche Assets belasten, auch wenn die Wirtschaft weiterhin gesund wächst.
Wirtschaftswachstum und Aktienkurse laufen nicht immer gleichgerichtet
Wir lernen einmal mehr, dass die Entwicklung der Aktienkurse nicht zwingend gleichgerichtet zur wirtschaftlichen Entwicklung verläuft. An den Börsen werden vor allem Erwartungen für die Zukunft bewertet. Gleichzeitig spielen Millionen kleiner und großer Investoren mit, die Aktien weniger als langfristiges Investment, sondern eher als kurzfristige Spekulation auf einen schnellen Gewinn betrachten. Sie nehmen dazu häufig hohe Kredite auf. Wenn die Zinsen, wie von CE erwartet, in der zweiten Jahreshälfte steigen, werden diese Kredite teurer, was in der Regel zu einem Abbau der spekulativen Positionen führt. Alleine an der New York Stock Exchange waren per November 2017 Kredite von fast 600 Milliarden USD registriert.
Ausblick einmal um die Welt …
Für die einzelnen Teilmärkte erwartet Capital Economics folgende Entwicklungen:
- Das Wirtschaftswachstum bleibt 2018 weltweit stark.
- Die Preissteigerung bleibt in den meisten Volkswirtschaften – außer in den USA – gedämpft.
- Das Zinsniveau wird in den USA und in UK merklich steigen, in der Eurozone und in Japan jedoch nicht.
- In den Emerging Markets werden einige Zentralbanken die Zinsen anheben, einige jedoch eher senken.
- In China und in Russland werden die Staatsanleihen in lokaler Währung gute Renditen liefern.
- Die Zinsen für Unternehmensanleihen werden 2018 tendenziell steigen, mit einer Beschleunigung in 2019.
- Die Aktienkurse in den USA weden im späteren Jahr 2018 unter Druck kommen.
- Die Rally der Aktienmärkte in den Emerging Markets wird 2018 auslaufen. 2019 folgt ein scharfer Rückgang.
- Der USD wird in 2018 leicht aufwerten, in 2019 dann aber erneut unter Druck geraten.
- Die EM-Währungen werden gegenüber dem USD leicht schwächer werden, jedoch nicht deutlich abwerten.
- Der Preis für Öl und die meisten Industriemetalle werden in 2018 zurückgehen.
Kommentar:
Diese Analyse unterstreicht die bisher auf dieser Webseite veröffentlichten Prognosen diverser Investmenthäuser. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt positiv. Dies führt, wie einige formulierten, „bis tief in das Jahr 2018 hinein“ zu weiterhin guten Chancen in den Aktienmärkten. Im späteren Jahr 2018 steigen jedoch die Risiken. Wir sollten uns nicht zu früh aus den Aktienmärkten verjagen lassen. Bert Flossbach, Manager der milliardenschweren Flossbach-von-Storch-Fonds, sagte Ende Januar auf dem Fondskongress in Mannheim: „Meine größte Sorge für 2018 ist, dass ich zu früh pessimistsich werde.“
Eine große Gefahr droht aus den Anleihemärkten. Wenn die Stampede beginnt und große Anleger aussteigen, kann dies zu überraschend schnellen Kursverlusten führen. Einige Teilmärkte, vor allem die „High-Yield“- Segmente, sind extrem illiquide. So könnten Anleihe-Anleger in 2018 sehr unangenehme Überraschungen erleben.
Wirtschaftslokomotive weiterhin China
Capital Economics erwartet für 2018 ein Wirtschaftswachstum von weltweit 3,8 % und für 2019 3,5 %. Asien wird weiterhin schneller wachsen als die westlichen Industrieländer: 4,9 % in 2018 und 4,8 % in 2019 im Gegensatz zu 2,5 % für die USA und die Eurozone in 2018 (USA 1,7 % und Eurozone 2,0 % in 2019). Allerdings zweifelt CE die offiziellen Zahlen von China an und kommt aufgrund eigener Berechnungen auf ein Wirtschaftswachstum von 4,5 % in 2018 und ebenfalls 4,5 % in 2019.
Kurs- und Preisprognosen bis 2019
Für die Aktienkurse erwartet CE bis 2019 eine tendenziell eher zurückgehende Entwicklung. In den Jahresendzahlen kommen die unterjährigen Entwicklungen, vor allem die für 2018 zunächt noch positive Erwartung, nicht zum Ausdruck. In den Kursen sind auch die Dividendenausschüttungen (Ausnahme: DAX) nicht berücksichtigt.Im Einzelnen sind die Prognosen (Jahresendzahlen 2018 / 2019):
Aktienmärkte: (alle EM in USD bewertet)
- S&P 500: 2.600 / 2.300
- Dax 30: 13.000 / 11.500
- Nikkei: 23.500 / 20.750
- EM gesamt: 1.220 / 1.070
- EM Asien: 620 / 550
- EM Latam: 2970 / 2540
- EM Europe: 310 / 265
Zinssatz für 10-jährige Anleihen in %:
- USA: 3,00 / 2,50
- Deutschland: 0,75 / 1,25
- Japan: 0,00 / 0,00
- EM gesamt: 6,30 / 6,75
Wechselkurse:
- USD zu Euro: 1,15 / 1,25
- Yen zu USD: 1,15 / 1,25
Rohstoffe (Preis in USD)
- Öl (Brent): 60 / 55
- Gold: 1.200 / 1.350
- Kupfer: 7.000 / 7.500
Leitzinsen in %:
- USA – 2,25 / 2,50
- Eurozone: -0,40 / +0,10
- Japan: – 0,10 /- 0,10
- Brazil: 7,50 / 8,50
- Russia: 6,00 / 6,00
- India: 6,50 / 6,75
- China: 2,30 / 2,30
Diese Prognosen von Capital Economics weichen teilweise deutlich vom „consensus forecast“ ab. Der Konsens liegt z.B. für den S&P 500 für Ende 2018 bei 2.950, CE bei 2.600. Für den Wechselkurs Euro/USD liegt der Konsens bei 1,23 für Ende 2018, CE bei 1,15. Schon diese zwei Vergleiche zeigen, wie schwer die Vorhersage von Börsenentwicklungen ist. Ein Investor sollte seine Entscheidungen nicht aufgrund einer einzigen Prognosequelle treffen.
Inflationsentwicklung erfüllt die Hoffnungen der EZB nicht
Die EZB strebt eine Inflationsrate von nahe 2,0 % an. CE sieht dieses Ziel auch per Ende 2019 noch nicht erreicht.
Kommentar:
Solange die Inflationsrate in der Eurozone das definierte Ziel der EZB nicht erreicht hat, hat Mario Draghi alle Argumente auf seiner Seite, weiterhin jeden Monat Milliarden Euro Anleihen anzukaufen und die Leitzinsen tief zu halten. Das extrem verschuldete Italien und die italienischen Banken (mit 950 Milliarden faulen Krediten) werden dafür dankbar sein. Die Bürger Europas, die ihre Altersversorgung auf Geldkonten und konventionellen Versicherungen angespart haben, verlieren dagegen Monat für Monat die Erträge auf ihre Guthaben.
Ölpreis bleibt tief
Ein auf USD 60 zurückgehender Ölpreis verringert den Inflationsdruck erneut. Die Förderung von Schieferöl in den USA wird immer effektiver und damit preisgünstiger. Dies ermöglicht es den Drillern, bisher unrentable Felder zu erschließen und damit die Gesamtproduktion zu erhöhen. CE erwartet für 2018 auch eine weniger geschlossene Haltung der OPEC-Länder, was auch von dieser Seite zu höherer Produktion führen könnte.
Kommentar:
Der Aufbau der Schieferöl-Förderung hat die Rahmenbedingungen im Ölmarkt nachhaltig verändert. Schon eine leichte Steigerung des Ölpreises verursacht eine Ausweitung der Fracking-Aktivitäten und damit eine Erhöhung des Angebotes. Dies führt zu einem natürlichen Preisdeckel für Öl.
Leitzinsen in der Eurozone und in Japan bleiben tief
2018 und 2019 wird zu einem verstärkten Auseinanderlaufen der Zinshöhe in den USA, der Eurozone und Japan führen. Die Notenbank der USA wird die Leitzinsen deutlich erhöhen, desgleichen die BoE. Die EZB dagegen wird die Leitzinsen auf dem jetzigen Niveau belassen, desgleichen die BoJ.
Kommentar:
Niedrige Zinsen und eine weltweit gut laufende Konjunktur sind ideale Rahmenbedingungen für die Unternehmen in der Eurozone und in Japan. Demensprechend steigen die Investitionen, die Umsätze und die Gewinne. Dies könnte noch einige Monate lang zu einer Fortsetzung der positiven Aktienkursentwicklung in diesen Regionen führen. Die US-Firmen profitieren von der am 1.1.2018 in Kraft gesetzten Steuerreform, die es ihnen ermöglicht, ihre im Ausland geparkten Milliarden in die USA zurückzuholen, die (reduzierte) Steuer darauf gestreckt auf mehrere Jahre zu bezahlen – und gleichzeitig neue Steuervorteile durch die Sofortabschreibung ihrer Investitionen in den USA zu beanspruchen. Dies könnte auch in den USA noch für einige Zeit zu einer sehr positiven Aktienmarktentwicklung führen.
CE warnt vor einem baldigen Rückgang der Aktienkurse
Die meisten Investoren erwarten die höchsten Kurse in den Aktienmärkten erst in 2019. Dieser Optimismus folgt aus den positiven Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Unternehmensgewinne: viele erwarten eine Zunahme von 10 Prozent oder mehr. Dies entspricht der höchsten Erwartung seit 2011. CE warnt davor, dass eine so positive Erwartung zu einem für viele überraschenden „Sell-Off“ führen kann. Die Grafik illustriert die schon in den Zahlen weiter oben ausgedrückte Erwartung von tendenziell zurückgehenden Aktienkursen in 2018.
Kommentar:
Zweifellos führt eine Zinssteigerung stets zum Abbau von Aktienpositionen. Die Entwicklung der Aktienmärkte hängt damit sehr stark von den Entscheidungen der Notenbanken in den USA, Europa, Japan und UK ab: wird der Markt weiterhin mit viel Liquidität bedient und bleiben die Zinsen tief, ist dies positiv für die Aktienmärkte. Liquiditäts-Entzug und steigende Zinsen sind negativ für die Aktienmärkte. Die Notenbanken werden allerdings Rücksicht auf die Inflationsrate nehmen müssen, die wiederum stark vom Ölpreis beeinflusst wird – ein komplexer Zusammenhang.
In Aktien investieren und diese dann lange Zeit unbeobachtet lassen ist für 2018 keine erfolgversprechende Strategie. Die Volatilität (Schwankungsbreite) wird zunehmen. Ich empfehle deswegen eine Anlagekonzept wie folgt:
- Vermögensreserven für den kurzfristigen und auch für den spontan entstehenden Bedarf auf Konten halten: Ohne Kosten, ohne Risiko, mit bewusstem Verzicht auf Ertrag.
- Eine gewisse Reserve in einem Portfolio von Fonds und ETFs mit nur mäßigen Schwankungen investieren
- Für das „Geld für später“ in die Aktienmärkte investieren im Rechtsrahmen einer langfristig steuerbegünstigten Versicherung. Hier Umschichtungen vornehmen, wenn die derzeit noch positive Phase sich dem Ende zuneigt.
- Ergänzend ein Portfolio von Beteiligungen in ertragreich vermietete Wohnimmobilien aufbauen. In diesem Markt sind immer noch Renditen von fünf Prozent und mehr erzielbar, bequem zu investieren über geschlossene Fonds.
Informationen zur Steuerbegünstigung von langfristigen Investments unter „Private-Insuring.de“.
Quelle für Inhalte und alle Grafiken:
Capital Economics, The Capital Markets Analyst Q1-2018.
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