Die Diskussionen und Prognosen zur Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte werden weiterhin von den gleichen Themen beherrscht:

  • Die Behinderung des globalen Handels durch Zölle und Sanktionen.
    Dies führte und führt weiterhin zur Unterbrechung von Lieferketten. Die Unternehmen sind gezwungen, Ersatz zu organisieren oder die zusätzlichen Zölle zu zahlen. Beides führt zu Gewinnreduktionen.
  • Der Brexit, über den nun wieder nicht endgültig entschieden wurde.
    Die Auswirkungen sind – bezogen auf den weltweiten Handel – allerdings gering.
  • Politische Unsicherheiten an zahlreichen Standorten.
    Die Gesamtentwicklung der Weltbörsen wird davon relativ wenig beeinflusst.
  • Die Geldpolitik der Notenbanken.
    Die Geldpolitik, vor allem die Verfügbarkeit von Liquidität, beeinflusst die Aktienkurse sehr stark. Neben der Fed, die die Leitzinen gesenkt hat und jetzt wieder für 60 Milliarden USD monatlich Anleihen kaufen will und der EZB, die die kurzfristigen Zinsen ebenfalls noch weiter senken und ab November für 20 Milliarden Euro monatlich (unbegrenzt lange!) Anleihen kaufen will, haben weitere 40 Notenbanken weltweit Zinssenkungen vorgenommen.

Die Weltwirtschaft legt weiterhin zu

Die Weltwirtschaft wächst nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Die Prognosen der Volkswirte stimmen nicht ganz genau überein, zeigen jedoch eine klare Tendenz: Die Weltwirtschaft schrumpft nicht. Die wächst nur etwas langsamer.

Die Commerzbank (als Beispiel) nennt für 2018 ein Wachstum von 3,7 %, für 2019 3,2 % und für 2020 3,1 %.

Capital Economics (CE), der unabhängige Analysedienst, befasste sich tief mit den möglichen Folgen des vielzitierten „Handelskrieges“. Die Schlussfolgerungen aus der CE-Analyse sind:

  1. Die Folgen dieser neuen Art von Protektionismus werden überbewertet.
  2. Die aufstrebenden Länder (EM), die bisher stark von der Deglobalisierung profitiert haben, werden bei einem wachsenden Protektionismus benachteiligt.
  3. Es kann zu einer scharfen Trennung von zwei Wirtschaftsblöcken kommen: ein Block unter der Führung der USA und ein weiterer Block unter der Führung von China. Dies kann zu einem dauerhaften Nachteil für das Weltwirtschaftswachstum im Vergleich zum Trendwachstum ohne Blockbildung führen.

CE spricht allerdings von einer Verlangsamung des Wachstumstempos, nicht von einer Schrumpfung. Die folgende Grafik zeigt, in welchem Umfang die Deglobalisierung das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte.

Nach einer anfänglichen stärkeren Verlangsamung könnte sich das Wachstumstempo von etwa 3,5 % (ohne Handelsbeschränkungen) auf 3,2 % (mit Handelsbeschränkungen) einpendeln.

Geldflut der Notenbanken treibt Aktienkurse an 

Die bisher sehr pessimistische Grundstimmung der Investoren wurde durch die neue Geldflut von den Notenbanken deutlich aufgehellt. Vor allem die Entscheidung der US-Notenbank, ab Mitte Oktober bis mindestens „in das zweite Quartal 2020 hinein“ monatlich wieder für 60 Milliarden USD Anleihen zu kaufen, wird die Aktienkurse antreiben.

In den letzten Monaten waren die Nachrichten und Kommentare zu den Aktienmärkten von großem Pessimismus geprägt. Die Stimmung dreht langsam. Für den November erwarte ich deswegen eher eine positive Entwicklung der Aktienkurse, vor allem in den USA.

Wie in den Vormonaten:
Wir können den Markt nicht genau timen

Die wesentliche Botschaft ist die gleiche wie im Vormonat: Wir wissen nicht genau, ob und wann die Kurse von Aktien und Anleihen die Richtung drehen. Alle bekannten Probleme und Hemmnisse der wirtschaftlichen Entwicklung sind in den Kursen eingepreist. Überraschungen können die Aktienkurse in beide Richtungen in Bewegung setzen. Deswegen wiederhole ich den Hinweis, dass jeder Anleger seine Allokation gemäß seinem eigenen Temperament, vor allem jedoch mit Blick auf die noch verbleibende (Rest-) Anlagedauer, zusammenstellen muss.

Unverändert:
Drei Möglichkeiten der Allokation für die kommenden Wochen

An meinen Empfehlungen, die eigene Allokation auf diese Verhältnisse einzustellen, hat sich nichts geändert. Ich verweise deswegen auf den Beitrag vom Juli, der die drei Alternativen nennt und näher erläutert:

Alternative 1:
Schwankungen in Kauf nehmen in Erwartung einer langfristig positiven Entwicklung

Alternative 2:
Das Erreichte sicherstellen und für eine gewisse Zeit alle Schwankungen ausschließen

Alternative 3:
Einen Kompromiss wählen und mit einen verringerten Betrag investiert bleiben

Hier der Link mit zusätzlichen Erläuterungen der drei Alternativen. (zum Ende des Beitrags scrollen)

Walter Feil