Die Grafik zeigt den iShares ETF auf den Weltaktienindex inklusive Dividenden vom 1. 1. bis zum 24. Februar 2025, dargestellt in Euro. Mit plus 1,6% bis zum 24.02 steht der Index genau auf dem gleichen Wert wie am 29.1. Im Monat Februar erzielte der Weltaktienindex somit keinen Wertzuwachs.

Quelle: infront

Prognose Aktienmärkte bis Ende 2025

Ausgehend von den Börsenwerten vom 14. Februar 2025 erwartet Capital Economics (CE) bis zum Jahresende 2025 weiterhin eine deutliche Outperformance der Aktienmärkte in den USA. Mit Abstand folgen Japan und UK.

Für Deutschland sieht CE keine anhaltend positive Entwicklung der Börsenkurse. Auch für Frankreich und Italien (nicht in der Grafik) ist der Ausblick bis Ende 2025 leicht negativ.

Die Aktienkurse in China, für die viele Marktteilnehmer derzeit eine positive Erwartung hegen, sieht CE bis Ende 2025 deutlich im Minus. Darüber hinaus prognostiziert CE für die Aktienmärkte der EM (Emerging Marktes = aufstrebende Schwellenländer) sämtlich eher zurückgehende Aktienkurse, auch als Folge der weiterhin hohen Zinsen in den USA (siehe unten)

Schaubild: Prognose Aktienmärkte bis Ende 2025. Basis: Stand per 14.02.2025

Quelle: Capital Economics

Diese Prognosen stimmen in einigen Bereichen nicht mit dem Konsens des Marktes überein. Allerdings hat sich die Vorschau von Capital Economics in den vergangenen Jahren meistens als zutreffend erwiesen. Erst am 10. Januar dieses Jahres wurde CE erneut als „most accurate forecaster of major global stock Indices“ prämiert.

Starker Lauf der europäischen Indizes seit Jahresbeginn

Die Aktienbörsen in Europa haben seit Jahresbeginn 2025 deutlich zugelegt. Dies spiegelt die Erwartungen der Investoren wieder, die von einer neuen Bundesregierung eine Wende zum Besseren erwarten.

Von oben nach unten: Dax, EUROSTOXX, MDax, Europe Mid 200, Euro Small 200, Weltaktienindex (dicke braune Linie). Alle Werte über ETFs inklusive Dividenden, bewertet in Euro.

Quelle: infront

Ich würde gerne wissen, wie sich die Erwartungen der Marktteilnehmer entwickelt hätten, wenn das BSW 13.500 Stimmen mehr erhalten hätte. Dann wäre das BSW über die 5-%-Hürde gekommen und in den Bundestag eingezogen. Tatsächlich hat das BSW aber nur 4,97 % aller Stimmen erhalten. Diese 4,97 % werden den anderen Parteien, die über 5 % liegen, anteilmäßig zugeschlagen. Nur deswegen besteht nun die Möglichkeit, dass nur zwei Parteien gemeinsam eine Mehrheit im Bundestag bilden können. Bei 13.500 Stimmen mehr für das BSW bestünde diese Möglichkeit nicht. Welche Folgen hätte dies auf die Erwartungen der Investoren für die weitere Entwicklung in Deutschland und Europa gehabt? – In diesem Fall hätte ich am Wahltag nicht in Deutschland investiert sein wollen.

Europäische Indizes lagen 2024 zurück

Die gleichen Indizes, die vorstehend seit 1.1.2025 eine überdurchschnittliche Entwicklung aufwiesen, lagen 2024 deutlich zurück. Tatsächlich begannen die Investoren erst Mitte Januar mit verstärkten Investments in Deutschland und Europa. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung seit dem 1.1.2024.

Quelle: infront

Wir hatten nun offenbar einen schnellen Anstieg in europäischen Indizes. Warum prognostiziert Capital Economics weiterhin, dass sich die Börsen in den USA in den kommenden Monaten weiterhin besser entwicklen werden als die Börsen in Europa?

USA weiterhin konsequent auf Wachstum getrimmt

Nach zwei Monaten seit dem Machtwechsel in den USA wird immer klarer: Unter Führung von Donald Trump werden die USA konsequent ihre eigenen Interessen verfolgen. Trump setzt die Botschaft, die er mit markigen Sprüchen in die Welt gesetzt hat, mit Nachdruck um. Er ist ein Dealmaker, jemand, der in Transaktionen denkt, wie er es aus seinen Immobiliengeschäften gewohnt ist. Er fordert stets das Maximale, versucht den Verhandlungspartner einzuschüchtern, ist dann aber auch bereit, für den Abschluss der Transaktion Zugeständnisse zu machen.

Er sagt (frei übersetzt): „Es ist ganz einfach. Wenn Du Güter außerhalb der USA produzierst und in den USA verkaufen willst, dann musst du Zölle zahlen. Produziere innerhalb der USA, und die Zölle entfallen. …“ Die Folge: wir lesen täglich von weiteren Unternehmen, die ihre Produktion in die USA verlagern, jüngst von Audi, die eine Erweiterung der Produktion nicht in ungenutzten Produktionsstätten von Volkswagen in Deutschland, sondern jetzt in den USA aufbauen wollen.

Er sagt (frei übersetzt): „Wenn Du weiterhin zulässt, dass Tag für Tag Tausende kg Drogen in die USA hineingebracht werden, dann musst Du Zölle auf alle Deine Einfuhren zahlen.“ Mexiko und Kanada haben binnen weniger Tage entschieden, je 10.000 Soldaten an der Grenze zu den USA zu positionieren, um den Drogentransport einzudämmen.

Er sagt (frei übersetzt): „Wenn Du verhindern möchtest, dass demnächst russische Truppen Richtung Berlin marschieren, dann musst Du Dich darum kümmern, Deine Verteidigung so stark zu machen, dass Du dies mit eigenen Mitteln verhindern kannst. Wir, die USA, sind dafür nicht mehr zuständig.“

Diese grundsätzliche Änderung der amerikanischen Politik fordert zusätzliche Anstrengungen von Deutschland und Europa, mit denen die europäischen Regierungen bisher nicht gerechnet hatten.

Die EU fesselt sich selbst mit hausgemachten Problemen

In der EU leben 500 Millionen Menschen. Das könnte ein starker, ein sehr starker Block sein, der mit anderen Wirtschaftszentren wie den USA, China und Indien auf Augenhöhe verhandelt. Stattdessen verheddern sich die 27 Nationen, die in der EU wirkungsmächtig zusammenarbeiten könnten, in mittlerweile jahrzehntelang andauernden Klein- und Kleinst-Auseinandersetzungen.

Wir EU-ler haben haben uns dafür entschieden, dass wesentliche Beschlüsse einstimmig gefasst werden müssen. Die Folge: Es gibt immer einen Staat, der nicht einverstanden ist und ein Veto einlegt. Eine Staat wie Malta mit einer halben Million Einwohnern kann damit Entscheidungen verhindern oder zumindest solange verzögern, bis besondere Bonbons verteilt worden sind.

Auf der Ebene der Staaten haben wir demokratisch gewählte Staatsoberhäupter, die von ihren jeweiligen Parteien unterstützt werden. Am Beispiel von Deutschland lernen wir gerade in diesen Tagen erneut: Nach jeder Wahl beginnt sofort … nein, nicht eine zielstrebige Arbeit zum Nutzen des Volkes, sondern ein intensives Geschachere um die Durchsetzung der Interessen einzelner Parteien. Wie können wir erwarten, dass sich 27 Nationen auf ein gemeinsames Vorgehen mit einer einzigen starken Stimme verständigen, wenn wir es nicht einmal fertigbringen, innerhalb eines einzigen Staates Einigkeit und zielstrebiges Arbeiten zur Lösung der größten Probleme zu erreichen?

Wir könnten die Liste der Selbst-Behinderungen in der EU noch um zahlreiche Positionen erweitern. In ihrer Summe führen diese Selbst-Fesselungen dazu, dass die EU im weltweiten Wettbewerb immer mehr zurückfällt.

Deutschland steht vor gewaltigen Aufgaben

Die ungelösten Probleme in Deutschland sind allseits bekannt.

Ich stellte ChatGPT eine kurze Frage: „In Deutschland wurde am 23.2.2025 gewählt. Bitte erstelle eine Liste von den 10 wichtigsten Aufgaben bzw. Problemen, die eine neue Bundesregierung in den kommenden vier Jahren lösen muss.“ Die Liste inklusive der Quellenangaben war nach 5 Sekunden fertig.

„Nach der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 steht die neue Bundesregierung vor einer Reihe dringender Aufgaben, die in den kommenden vier Jahren angegangen werden müssen. Hier sind die zehn wichtigsten Herausforderungen:

  1. Wirtschaftliche Erholung und Wachstum fördern: Deutschland befindet sich in einer Rezession mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 %. Es bedarf struktureller Reformen, einschließlich Bürokratieabbau, Investitionen in digitale und erneuerbare Energieinfrastrukturen sowie Bildungsinitiativen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

  2. Koalitionsbildung und politische Stabilität sichern: Die CDU/CSU hat die Wahl gewonnen, benötigt jedoch einen Koalitionspartner, da die absolute Mehrheit fehlt. Eine mögliche Koalition mit der SPD muss trotz programmatischer Unterschiede stabile Regierungsverhältnisse schaffen, um effektive Politikgestaltung zu gewährleisten.

  3. Aufstieg der extremen Rechten eindämmen: Die AfD hat mit 20,8 % ein historisches Ergebnis erzielt und ist in mehreren ostdeutschen Bundesländern stärkste Kraft geworden. Es ist essenziell, Strategien zu entwickeln, die die Ursachen für den Zulauf zur extremen Rechten adressieren und die demokratische Kultur stärken.

  4. Migrationspolitik reformieren: Die Kontrolle und Gestaltung der Migration bleibt ein zentrales Thema. Maßnahmen zur Reduzierung irregulärer Migration, effektive Integration von Zuwanderern und die Sicherstellung humanitärer Standards sind erforderlich, um gesellschaftliche Spannungen zu minimieren.

  5. Europäische Verteidigungsfähigkeit stärken: Angesichts einer veränderten transatlantischen Partnerschaft und globaler Sicherheitsbedrohungen muss Deutschland seine Verteidigungsausgaben erhöhen und die europäische Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich intensivieren, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.

  6. Energieversorgung sichern und Klimaziele erreichen: Die Gewährleistung einer bezahlbaren und nachhaltigen Energieversorgung ist entscheidend. Investitionen in erneuerbare Energien, der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur und die Förderung von Innovationen im Energiesektor sind notwendig, um Klimaneutralität zu erreichen.

  7. Digitale Transformation vorantreiben: Die Digitalisierung von Verwaltung, Bildung und Wirtschaft ist unerlässlich, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Projekte wie die flächendeckende Glasfaserversorgung und die Förderung digitaler Kompetenzen müssen priorisiert werden.

  8. Bildungssystem verbessern: Investitionen in Bildungseinrichtungen, die Modernisierung von Lehrplänen und die Förderung von MINT-Fächern sind notwendig, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Innovationskraft Deutschlands zu stärken.

  9. Infrastruktur modernisieren: Der Zustand von Verkehrswegen, Brücken und digitaler Infrastruktur erfordert dringende Maßnahmen. Ein umfassendes Investitionsprogramm kann dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und regionale Ungleichheiten abzubauen.

  10. Soziale Gerechtigkeit fördern: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Reform des Rentensystems und Maßnahmen gegen Kinderarmut sind essenziell, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und gesellschaftliche Ungleichheiten zu reduzieren.

Die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen wird maßgeblich die Zukunftsfähigkeit Deutschlands beeinflussen.“

Der Anstieg der europäischen Indizes könnte sich als Strohfeuer erweisen

Die gegenwärtige Vorliebe für europäische Aktien könnte alsbald zu Ende sein, wenn sich herausstellt, dass auch eine neue Regierung in Deutschland keine überzeugenden Fortschritte bei der Lösung der drängenden Probleme erzielt.

Leitzinsen in den USA bleiben auf aktuellem Niveau

Im Gegensatz zu früher sagt die gegenwärtige Prognose, dass die Leitzinsen in den USA noch eine längere Zeit auf dem jetzigen Niveau verbleiben werden. Die Fed sieht (jetzt) keinen Bedarf mehr, die Wirtschaft der USA durch eine Senkung des Zinsniveaus zu stimulieren. Sie möchte vielmehr verhindern, dass durch eventuelle Zölle und die dadurch verursachte Preissteigerungen im Inland eine Wiederbelebung des Inflationsanstiegs verstärkt wird.

Für die EU wird allerdings unverändert eine schrittweise Reduzierung der Leitzinsen durch die EZB erwartet, bis zu einem Endstand unter 2 % im Jahr 2026.

Schaubild: Leitzinsen in den USA. Prognose bis 2026

Quelle: Capital Econimics

Zehnjährige Staatsanleihen mit unterschiedlicher Entwicklung

In den USA wird der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen in 2025 leicht steigen. Dies bedeutet auch, dass die Finanzierung von Immobilien eher teurer wird.

In Deutschland dagegen könnte der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen zurückgehen, noch mehr in Norwegen.

Quelle: Capital Economics

Quelle: Capital Economics

Diese Prognosen stammen vom 14. 01. 2025. Es wird sich zeigen, welche Auswirkungen eine möglicherweise Aufhebung der Schuldenbremse und / oder die Einführung von neuen „Sondervermögen“ auf der Ebene der EU zur Finanzierung von gemeinsamen Aufgaben zur Folge hat.

Weiterhin: Umschichtungen ohne Steuerfolgen im Versicherungsmantel

Wenn eine Änderung der Anlageschwerpunkte erforderlich erscheint, profitieren wir davon, wenn wir die Investments frühzeitig in einen Versicherungsmantel verpackt haben. Darin bleiben die anlässlich einer Umschichtung realisierten Kursgewinne steuerfrei. Das wird sich besonders vorteilhaft auswirken, wenn wir (vielleicht Anfang 2026?) die Aktieninvestments abbauen und vorübergehend eine Parkstation im Geldmarkt aufbauen..

Bis dorthin erhalten Sie weiterhin zu jedem Monatswechsel eine neue Stellungnahme.

Walter Feil