Mit dem Abschluss des RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) Abkommens schufen die zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten gemeinsam mit China und vier weiteren Staaten die größte Freihandelszone der Welt. Ein Handelsraum mit über zwei Milliarden Menschen ist damit auf dem Weg, die führende Wirtschaftsregion der Welt zu werden.

Quelle: Quilin Capital, Newsletter November

Indien, das lange Zeit an den Verhandlungen teilnahm, beendete die Verhandlungen im Jahr 2019, da das Abkommen nur die Warenströme umfasst, nicht jedoch alle Dienstleistungen. So fürchtete Indien, von einer Flut von ausländischen Waren überschwemmt zu werden, ohne gleichzeitig seine Dienstleistungen im Rahmen des gleichen Abkommens exportieren zu können.

Zu den wichtigsten Vereinbarungen im RCEP – Abkommen zählen:

  • Abschaffung der Zölle
  • Standardisierung von Herkunftsregeln
  • Vereinfachung der Zollabfertigung
  • Erleichterung von Investitionen

Damit wird das RCEP den Handel in diesem Markt mit 2,2 Milliarden Menschen Schritt für Schritt vereinfachen und damit fördern. Im Bereich „Zollabfertigung“ soll (als ein Beispiel der Vereinfachung) das Verfahren dazu führen, dass Waren innerhalb von sechs Stunden nach der Ankunft freigegeben werden. Dies gilt besonders für Expressendungen und verderbliche Güter.

Das RCEP wird dazu beitragen, dass Lieferketten innerhalb des Geltungsbereichs dieses Abkommens deutlich schneller und intensiver wachsen als bisher. Dies wird den Einfluss Chinas in der Region deutlich stärken und dazu führen, dass Asien der größte Handelspartner Chinas wird.

Die USA haben ihre Chance auf Einfluss verschenkt

Die USA standen zu Beginn der Amtszeit von Donald Trump kurz vor dem Abschluss des ebenfalls bedeutenden Abkommens TPP (Trans-Pacific Partnership). Obwohl das Abkommen Anfang Februar 2016 durch Vertreter aller zwölf Länder bereits unterzeichnet war, verhinderte die Trump-Administration die Ratifizierung in den USA und vergab damit die Möglichkeit, den Einfluss der USA im asiatisch-pazifischen Handelsraum zu stärken.

Sanktionen führen auf Sicht zu beschleunigter Selbständigkeit

Die Sanktionen, die die USA während der Amtszeit von Donald Trump gegen China verhängten, führten zunächst dazu, dass zahlreiche – auch weltbedeutende Unternehmen wie Huawei – vor massiven Problemen stehen, weil sie auf Lieferungen von Teilprodukten und auf die Nutzung von Patenten aus dem Ausland, vor allem aus den USA, angewiesen sind. Im neuen Fünfjahresplan der Volksrepublik China steht deswegen das Ziel ganz oben, so rasch wie möglich von ausländischen Lieferungen und Patenten unabhängig zu werden. Dementsprechend stehen nahezu unbegrenzte Mittel bereit, um den teilweise noch bestehenden technologischen Rückstand aufzuholen und damit von Zulieferungen vor allem aus den USA unabhängig zu werden. In ein bis drei Jahren wird sich vermutlich zeigen, dass diese Sanktionen die Entwicklung Chinas und die Zusammenarbeit Chinas mit Unternehmen aus dem asiatischen Raum deutlich beschleunigt haben.

Wer die Standards setzt, beherrscht das Geschehen

Besonders schmerzvoll für die bisher führenden Technologie-Standorte wird sich eine Verschiebung des Machtgefüges bei der Definition von Standards erweisen. Es wird nicht lange dauern, bis der über zwei Milliarden Konsumenten große Handelsraum „Asien-Pazifik“, der sich nun gerade im November mit dem RCEP noch enger als bisher zusammengeschlossen hat, die Standards festlegt. Künftig werden sich dann Hersteller aus den USA und aus Europa danach richten müssen, ihre Produkte mit den Standards auszustatten, die diese mächtige Konsumentengruppe unter Führung von China festlegt. RCEP – Mitglieder wie Indonesien, Singapur, Thailand, Vietnam, auch Japan, Südkorea und Australien werden schnell bereit sein, ihre Produktion auf diese Standards auszurichten.

Asiatische Aktienmärkte mit exzellenten Chancen

Für die kommenden Jahre könnten sich die asiatischen Aktienmärkte als überdurchschnittlich erfolgreich erweisen. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung vom Beginn des „Jahres der Pandemie“ 2020 bis zum 25.11.2020 mit drei Entwicklungen:

  1. dünne braune Linie: Weltaktienindex zur Orientierung, dargestellt am iShares MSCI World ETF
  2. grüne Linie: iShares AllCap Far East SmallCaps ohne Japan ETF
  3. rote Linie: Xtrackers Harvest CSI300 ETF, für die dreihundert größten Aktien von Inland China

Besonders auffällig bei der roten Linie (CSI 300, China Inland), dass der Rückgang ab dem 20.2.2020 deutlich weniger stark ausfiel als im Rest der Welt. China hatte als erstes Land große Behinderungen durch Covid-19 (siehe auch Rückgang ab Mitte Januar 2020), hatte dann aber die Anzahl der infizierten Menschen als erstes Land deutlich und überzeugend reduziert. Die wirtschaftlichen Aktivitäten wurden in China danach früher wieder hochgefahren als im Rest der Welt. China ist auch das einzige Land, das für das Jahr 2020 eine Erhöhung des BIP gegenüber dem Vorjahr ausweisen kann.

Breit gestreutes Investment kommt nicht mehr ohne Asien aus

Wenn Anleger heute breit gestreut in erfolgreiche Unternehmen investieren wollen, kommen sie an dem asiatischen Wirtschaftsraum nicht mehr vorbei. Das RCEP-Abkommen wird die Zunahme der Bedeutung dieses Wirtschaftsraums und den Einfluss von China noch mehr beschleunigen.

Weitere Quellen:

Wikipedia zu RCEP

Wikipedia zu TPP

Walter Feil