WMP ist die Abkürzung für „Wealth Management Product“. Dies sind Anlageprodukte im chinesischen Kapitalmarkt mit einer gewissen Ähnlichkeit zu den hierzulande üblichen „Geschlossenen Fonds“.

WMPs werden von Banken vertrieben und sind in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil der Vermögensbildung für private Haushalte geworden. Zum Jahresende 2013 entsprach die Summe der in WMPs angelegten Gelder bereits zehn Prozent der gesamten Spareinlagen. Der Anteil dieser Wealth Management Products steigt weiter schnell an. Die Anzahl der neu aufgelegten WMPs wuchs alleine in den ersten zehn Monaten 2014 um über 70 Prozent.

Anleger kennen die Risiken nicht

Die meisten Chinesen, die Teile ihres Vermögens in diesen WMPs anlegen, sind sich nicht über die Risiken bewusst, die sie damit eingehen. Die Banken, die diese Anlageprodukte vertreiben, weisen zwar darauf hin, dass sie keine formellen Garantien anbieten und dass der Investor auch Verluste erleiden kann. Die Käufer der WMPs gehen jedoch davon aus, dass die Banken die Verpflichtung haben, hinter den Produkten, die sie verkaufen, zu stehen. Diese weitverbreitete Überzeugung hat sich noch verstärkt, seit die Banken die in Schwierigkeiten geratenen WMPs unterstützt haben, weil sie es vermeiden wollten, dass ihr ertragreiches WMP-Geschäft einen schlechten Ruf erhält.

Bisher wurden diese WMPs auch meistens unter Angabe von geschätzten Erträgen vermarktet. Die Anleger haben diese Angaben häufig als garantierte Erträge interpretiert und schlossen daraus, dass die Banken für die Risiken dieser Anlageprodukte verantwortlich sind. Viele dieser Produkte wurden (fälschlicherweise) wie Termingeldanlagen mit festen Erträgen wahrgenommen, mit deutlich besserer Rendite als die wirklichen Termingeldeinlagen.

Aufsichtsbehörde stellt neue Regeln auf

Die CBRC (China Banking Regulatory Commission) hat deswegen neue Regeln aufgestellt, die dazu führen sollen, dass das Risikobewusstsein bei den Anlegern steigt und die Banken mehr Verantwortung in Zusammenhang mit der Auflage dieser WMPs übernehmen. Sie will damit erreichen, dass die wahren Risiken dieser Wealth Management Products deutlich besser im Bewusstsein der Anleger ankommen und die Banken sorgfältiger beraten.

Zu den geplanten Regeln zählt unter Anderem:

  • Es soll eine neue Art von WMPs entstehen, die in einer Art Zweitmarkt frei gehandelt werden können. Die Performance dieser WMPs soll davon abhängen, welche Erträge die damit finanzierten Projekte erwirtschaften.
  • Ein Anteil von etwa 35 Prozent der bisherigen WMPs sind nicht gelistete Darlehen. Diese Darlehen müssen in die Bankbilanzen aufgenommen werden.
  • Die Banken sollen künftig fünfzig Prozent ihrer Provisionen zurückstellen, um Risiken der WMPs zu decken.
  • WMPs, die klar als fonds-ähnliche Investments inklusive aller damit verbundenen Risiken ausgewiesen sind, müssen nicht auf die Bankbilanz genommen werden. Hierfür müssen auch nur zehn Prozent der Provisionen zurückgestellt werden, wenn aus Sicht der CBRC die mit den Investments verbundenen Risiken eindeutig an die Anleger übergegangen sind.

Die Risiken der WMPs werden reduziert

Die neuen Regeln sollen dazu führen, die Risiken dieser Wealth Management Products zu reduzieren.

  1. Die Banken werden gezwungen, aus ihren Provisionen Rückstellungen für die Risiken zu bilden, die mit den traditionellen WMPs verbunden sind.
  2. Der Einführung von fonds-ähnlichen WMPs wird die Transparenz für die Anleger erhöhen. Die Risiken dieser WMPs müssen deutlicher dargestellt werden.
  3. Die Möglichkeit, die neuen (fonds-ähnlichen) WMPs jederzeit zu handeln, öffnet die Türe, WMPs mit langen Laufzeiten aufzulegen. Der Anleger kann dann trotzdem kurzfristig an sein Geld kommen, indem er seinen Anteil verkauft. (Dies wird allerdings nur funktionieren, wenn das Produkt rentabel ist und für den Zweitmarkt-Käufer attraktiv ist.)

Kreditwachstum wird verlangsamt

Das sogenannte „Social Lending“ hat in China einen hohen Anteil an der gesamten Kreditvergabe. Die neuen Regeln werden dazu führen, dass diese außerhalb der reinen Bankfinanzierungen – über WMPs – bereitgestellten Darlehen weniger schnell wachsen als bisher. Die Banken werden sich mit den neuen Regeln nicht so schnell anfreunden, und die Anleger sind nicht so sehr daran interessiert, Anlagen zu kaufen, bei denen klar ist, dass sie als Anleger das volle Risiko tragen.

Die Richtlinien der CBRC sehen vor, dass diese Wealth Management Products nur an „High Networth Clients“ (Anleger mit hohem Nettovermögen) verkauft werden. Es erscheint jedoch offensichtlich, dass diese Vorgabe nicht so genau eingehalten wird. Trotzdem werden die neuen Regeln einen Beitrag dazu leisten, die Risiken dieses freien Anlagemarktes künftig besser kontrollieren zu können.

Kommentar:
Gewisse Parallelen zu den Entwicklungen auf dem deutschen Anlagemarkt sind nicht von der Hand zu weisen.

Walter Feil