Der tägliche Newsletter „Caixin“ berichtet am 28. April: (Übersetzung von google)

Lockdowns in China in 46 Städten – 35 % des BIP betroffen

„… Strenge Lockdowns in ganz China haben die Logistik und die allgemeine Wirtschaftstätigkeit weiter gestört, wobei Analysten vor einer zunehmenden Bedrohung der Wirtschaft und des Lebensunterhalts der Menschen warnen. Nach Berechnungen von Analysten von Nomura Holdings Ltd. hatten bis Sonntag etwa 46 Städte vollständige oder teilweise Lockdowns eingeführt, die 24,3% der chinesischen Bevölkerung und 35,1% des BIP ausmachen.

Wu Jincheng, Vorsitzender der Shanghai Municipal Commission of Economy and Informatization, sagte bei einem Briefing am Freitag, dass 70% der chemischen Rohstoffe für Chinas Halbleiterindustrie über den Hafen von Shanghai importiert werden.

Laut Wang Lifu, Analyst bei ICwise, ist Chinas Autoindustrie immer noch auf Chips angewiesen, die von ausländischen Unternehmen geliefert werden.

Obwohl die Regierung von Shanghai versucht hat, kritische Fabriken wieder zu öffnen, hat der Lockdown die lokale Industrie belastet. Im vergangenen Monat sank die industrielle Wertschöpfung in Shanghai im Jahresvergleich um 10,9%.

„In Bezug auf die Auswirkungen der Null-Covid-Strategie auf die chinesische Wirtschaft und die wichtigsten Arten von Finanzanlagen glauben wir, dass das Schlimmste noch bevorsteht“, sagten die Nomura-Analysten.“

Supply Chain: Infarkt im Herzen der Weltwirtschaft

Das neueste Tech-Briefing von MediaPioneer berichtet Details, wie dramatisch sich der Lockdown in Shanghai auf China und dann auch auf die Weltwirtschaft auswirkt. Ich zitiere:

„… wenn Sie neben den Bildern vom Krieg in der Ukraine dieser Tage ein anderes Bild anschauen sollten, dann ist es dieses.

Die Karte zeigt den aktuellen Stau von Schiffen vor dem Hafen von Shanghai. Jeder Punkt steht für ein Schiff. Die Karte zeigt den Stand vom gestrigen Mittwoch um 14:26 Uhr. Entnommen ist sie der Website Marinetraffic.com.

Schließt ein wichtiger Hafen wie Shanghai seine Kais, aus welchem Grund auch immer – im aktuellen Fall ist es Chinas brachiale Null-Covid-Politik -, dann gleicht der davon ausgelöste Schockeffekt dem Infarkt in einer Kammer des Herzens. Organismen sterben, wenn die Zirkulation lebenswichtiger Stoffe stoppt. …

Derzeit stecken weltweit Waren im Wert von rund 683 Milliarden Dollar auf Schiffen fest. Das sind 0,72 Prozent der globalen Wertschöpfung (BIP). Auch wenn die Prozentzahl klein klingt, so ist sie doch gewaltig hoch. Denn die globale Wertschöpfung wird nach Jahren berechnet, der Wert der Stauware jedoch ist ein aktueller Datenpunkt. Multipliziert man ihn über das Jahr, werden die Daten viel höher.

Doch selbst diese gewaltige Zahl ist trügerisch niedrig. Denn es stecken nicht nur fertige Güter auf den Schiffen fest, sondern auch halbfertige Waren und Komponenten. Eine einzige Bremsscheibe für 30 Dollar kann dazu führen, dass ein ganzes Auto für 70.000 Dollar nicht fertiggestellt und verkauft werden kann. Die eingeklemmten 0,72 Prozent des weltweiten BIP bremsen ein Vielfaches dieses Werts in den Wertschöpfungsketten aus, zu denen sie gehören. Über die genaue Höhe des Hebelfaktors kann man nur spekulieren. Doch selbst wenn er nur 10 betrüge, wären schon 7,2 Prozent der Weltwirtschaft blockiert. Das erklärt, warum derzeit fast jede Branche kalte Nackenschläge zu spüren bekommt.“

Quelle: MediaPioneer, TechBriefing.

Kommentar:

China wird lange brauchen, diesen Knoten wieder zu entwirren. Die wirtschaftliche Entwicklung wird über einige Monate, vermutlich sogar Quartale, behindert sein. Bei diesem Ausblick sollten neue Investments in China bis auf weiteres verschoben werden. Vorhandene Positionen könnten zu weiteren Kursverlusten führen. 

Walter Feil