Der Weltaktienindex liegt seit Jahresbeginn bei plus 21 %. Die Grafik zeigt den iShares ETF auf diesen Index, in dem die Dividenden-Ausschüttungen der über 1.500 Positionen re-investiert werden und somit in die Wertentwicklung einfließen. Darstellung in Euro.

Quelle: infront

Die US-Wahl und die Börsen …

Das beherrschende Thema dieser Tage bis zum 5. Novermber ist die Wahl des nächsten Präsidenten in den USA und die daraus entstehenden Folgen für die Börsen. Journalisten und Analysten haben Hochkunjunktur und veröffentlichen Tag für Tag neue Prognosen, was sich aus dieser oder jener Kombination (Präsident + Kongressmehrheit) ergeben könnte. Stellvertretend für Dutzende von Veröffentlichungen zitiere ich aus dem Commerzbank Research vom 30.10.:

„Die US-Präsidentschaftswahl 2024 ist ein knappes Rennen. Da kommt es einem Münzwurf gleich, sein Portfolio noch vor der Wahl in Richtung einer demokratischen Präsidentin oder eines republikanischen Präsidenten auszurichten. Abwarten und Tee trinken, beziehungsweise in Bereichen investieren, die unter keinem der beiden Kandidaten leiden oder sogar profitieren, war und ist aus unserer Sicht die sinnvollste Empfehlung bis zum Wahlabend. Aber was dann?“

Die gesamte Veröffentlichung finden Sie unter diesem Link.

Prognose Aktienmärkte bis Ende 2024

Capital Economics (CE), ein internationaler unabhängiger Analysedienst, erwartet die beste Börsen-Entwicklung in der Gruppe der Industrieländern weiterhin in den USA. Bis zum Jahresende 2024 wird der S&P 500 bei etwa 6.000 erwartet. Ausgehend vom Stand der Grafik per 11.10.2024 entspricht dies etwas mehr als 4 %, wovon bis zum 30.10. schon 1 % zurückgelegt sind. Damit verbleiben gemäß dieser Prognose bis zum Jahresende noch ein Potential von 3 %. Die anderen großen Industrieländer (UK, Italien, Frankreich, Japan und als Schlusslicht Deutschland) bleiben dagegen zurück.

Unternehmen in den USA, und dort insbesondere der Sektor „Technologie“, bleiben weiterhin aussichtsreiche Investments. Die großen Konzerne erzielen ihre Umsätze und Gewinne überall auf der Welt, auch wenn ihre Börsenlistung sie als „US-Unternehmen“ ausweist.

Schaubild: Prognose Aktienmärkte bis Ende 2024. Basis: Stand per 11.10.2024

Quelle: Capital Economics

Prognose Aktienmärkte bis Ende 2025

Auch 12 Monate weiter, bis zum Ende des Jahres 2025, sieht CE die US-Börsen vorne. Der S&P 500 könnte bis dorthin – ausgehend vom Stand per 11.10.2024 – um über 20 % zulegen. Auch bei den weiteren großen Industrieländern (UK, Frankreich, Italien, Deutschland und jetzt Japan als Schlusslicht) könnte 2025 ein gutes Aktienjahr werden.

Schaubild: Prognose Aktienmärkte bis Ende 2025. Basis: Stand per 11.10.2024

Quelle: Capital Economics

Unverändert: Richten Sie Ihren Blick auf die langfristigen Entwicklungen

Meine Empfehlung ist unverändert: richten Sie in Zusammenhang mit Ihren Investments im Rechtsrahmen von steuerbegünstigten Versicherungen Ihren Blick auf die langfristigen Entwicklungen. Die Börsen der USA mit einem Schwerpunkt auf Technologiewerte erscheinen weiterhin aussichtsreich.

Hinterfragen Sie verkürzt dargestellte Informationen

Weiterhin empfehle ich, bei plakativ herausgestellten Informationen stets neugierig zu bleiben und den Zusammenhang zu hinterfragen. Häufig werden Informationen verkürzt dargestellt, was zu falschen Schlussfolgerungen führen kann. Solche Kurz-Informationen gewinnen auch nicht an Glaubwürdigkeit, wenn sie von mehreren Medien gleichlautend präsentiert werden. Im Zeitalter der automatisierten Nachrichtenverarbeitung werden Daten und deren Interpretation, die von einer zentralen Nachrichtenquelle stammen, häufig gleichlautend über zahlreiche Kanäle verbreitet. Hier drei Beispiele:

Beispiel 1 – Inflationsraten: beachten Sie den Basis-Effekt

Die Inflationsraten werden üblicherweise mit einem Prozentsatz angegeben, der die Veränderungen der Inflationsrate im Verhältnis zum gleichen Monat im vorangegangenen Jahr zeigt. Diese verkürzte Darstellung unterschlägt jedoch eine wichtige Angabe, nämlich, wie hoch die Inflationsrate im Vergleichsmonat des Vorjahres war.

In den Monaten Oktober, November und Dezember 2023 sank die Inflationsrate in den USA insgesamt um 0,34 %. Wenn sich nun in den Monaten Oktober, November und Dezember 2024 überhaupt keine Preisveränderung ergeben würde, wäre die Angabe für diese drei Monate 2024: Inflation steigt um 0,34 %. Umgekehrt stieg die Inflationsrate von Januar bis Mai 2024 um gesamt 2,37 %. Auch wenn sich von Januar bis Mai 2025 überhaupt keine Preisveränderung ergeben würde, wäre die Angabe für diese fünf Monate 2025: Inflation fällt um 2,37 % (… im Verhältnis zu den Daten vom Vorjahr).

So kann eine verkürzte Darstellung zur Höhe der aktuellen Inflationsrate zu falschen Schlussfolgerungen führen.

Grafik: Veränderung der Inflationsrate in den USA von Oktober 2023 bis Juni 202

Quelle: wellenreiter-invest.de, zu abonnieren unter www.wellenreiter-invest.de

Beispiel 2 – Arbeitsmarktdaten USA mit nachträglicher Korrektur

Vor zwei Monaten hatten wir bereits ein anderes Beispiel in Zusammenhang mit den Meldungen zum Arbeitsmarkt in den USA. Die Statistik, deren Zahlen Grundlage für weitreichende Investitionsentscheidungen sind, wurde im August 2024 nachträglich um 818.000 Jobs korrigiert. Das bedeutet: alle Investoren trafen ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Zahlen, die sich in Nachhinein als falsch herausstellten.

Beispiel 3 – China: Einflussnahme durch Politbüro nicht ausgeschlossen

Die Kurse der Börsen in China erlebten jüngst nach sehr langer Durststrecke eine starke Aufwärtsbewegung.  Auslöser waren Ankündigungen der Regierung, mit einem umfangreichen Programm diverse Probleme im Land beheben zu wollen. Nach dem schnellen Anstieg folgte sofort wieder ein Rückgang. Die Kurse des CSI300 (dreihundert größte Inlandsunternehmen) und des DJ China Offshore 50 (50 größte über Hong Kong international gehandelte Aktien) stehen per 29.10.24 etwa 25 % höher als vor dem Ausbruch nach oben.

Grafik: CSI 300 und DJ China Offshore 50 letzte zwei Monate bis 29.10.24

Quelle: infront

Jedoch: auch wenn die angekündigten Maßnahmen der Regierung in Peking alle umgesetzt werden und dann auch tatsächlich wirken, bleibt doch als grundsätzliches Problem bestehen, dass das Politbüro in China alles beherrscht und bestimmt und jeden Bürger überwacht. Als – nur um ein Beispiel zu nennen – Jack Ma, der Gründer und langjährige Chef der Alibaba Group, dem Politbüro zu mächtig wurde, verhinderte die Regierung den Börsengang von Ant, der als größter Börsengang in die Geschichte eingehen sollte, und dies, obwohl internationale Investoren schon Milliarden auf die für den Börsengang bereitgestellten Konten eingezahlt hatten.

Ein Investment in China erscheint mir vor diesem Hintergrund mit einem grundsätzlichen Risiko behaftet, das ein Investor mit den üblichen Analysemöglichkeiten kaum einschätzen kann. Offen bleibt auch die Frage, in welchem Umfang die Unternehmen in China ESG-Grundsätze einhalten und ob die veröffentlichten Angaben einer tiefen Prüfung standhalten würden. Der Skandal über gefälschte Zertifikate in Zusammenhang mit CO2-Einsparungen in inländischen Raffinerien ist erst wenige Wochen alt.

Walter Feil
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