bis zum Jahr 2020 will unsere Regierung eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen sehen. 2013 wurden jedoch erst 7.800 Fahrzeuge zugelassen. Das ehrgeizige Ziel könnte dennoch erreicht werden, wenn der Entwurf zum Elektromobilitätsgesetz von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt umgesetzt wird. E-Autos sollen neben einem besonderen Schild einige Privilegien erhalten, wie zum Beispiel Sonderrechte beim Parken oder Fahren auf den Bussspuren.
Der größte Schub (in der Statistik) könnte jedoch entstehen, wenn – wie der Entwurf vorsieht – auch Hybridfahrzeuge mit ergänzendem Verbrennungsmotor einbezogen werden. Wenn das noch nicht reicht, um das Plansoll zu erfüllen, empfehle ich, die Definition auf alle Fahrzeuge, die einen elektrischen Hilfsmotor mitführen, auszudehnen. Mein (nicht allzu ernsthaftes) Argumente ist vor allem, dass diese Elektrofahrräder überhaupt keinen luftverschmutzenden Benzinmotor mitführen. Mit über einer Million verkaufter E-Bikes in Deutschland könnte Dobrindt damit heute schon „Ziel erfüllt“ vermelden. So genügt eine nur kleine Erweiterung der Definition, um für die Statistik positive Zahlen zu produzieren.
Italien zahlt Rechnungen nicht und senkt damit den Schuldenstand – in der Statistik
Taschenspielertricks dieser Art werden leider auch mit sehr schwerwiegenden Auswirkungen eingesetzt. Zahlreiche Staaten haben bereits ihre Defizitzahlen geschönt, indem sie ihre Rechnungen für Dienstleistungen und Lieferungen, die der Staat erhalten hat, erst nach extrem langen Wartezeiten bezahlten und diese Verbindlichkeiten jeweils aus ihrem Schuldensaldo herausließen. Wie die FAZ am 3.4.2013 berichtete, schuldete Italien seinen Lieferanten mehr als 90 Milliarden Euro, die in den Staatsschulden nicht aufgeführt wurden. Damit verliert natürlich jede Statistik an Glaubwürdigkeit: die tatsächlichen Schulden des Staates sind deutlich höher als angegeben und das jährliche Defizit wurde geschönt, indem diese Lieferantenschulden einfach nicht in die Ausgabensumme einbezogen wurde.
Deutsches BIP steigt Ende August quasi über Nacht – in der Statistik
Ende August dieses Jahres werden sich auch einige aufmerksame Deutsche die Augen reiben, wenn über Nacht das BIP (Bruttosozialprodukt) um 85 Milliarden Euro steigt. Deutschland ändert zu diesem Datum im Verbund mit anderen Industrieländern (wieder einmal) die Berechnungsgrundlage zur Ermittlung des BIP. Ab September 2014 zählen dann auch Forschungsleistungen dazu, die die Mitarbeiter einer Firma erbringen (wie wird deren Wert ermittelt?), um nur ein Beispiel zu nennen. Das ist die dritte größere Anpassung seit der Wiedervereinigung. In der Statistik stieg damit die Wirtschaftsleistung um ca. 8 %, wie das Handelsblatt am 17.4. berichtete.
Die (statistische) BIP-Erhöhung erscheint sehr hilfreich, wenn man berücksichtigt, dass am BIP unter anderem die Schuldenquote eines Staates (die Ziffer für 2013 sinkt per Ende August – statistisch – von 80 auf 77 %) und die Höhe des (statistischen) Staatsdefizites festgemacht wird. Wie praktisch, mit einer einfachen „Änderung der Berechnungsgrundlagen“ das jährliche Defizit zu senken. Echtes Sparen wäre unseren Politikern viel schwerer gefallen.
Vielleicht konnte ich Sie mit diesen Hinweisen inspirieren, wie Sie Ihre Familienbudget mit (noch) positiveren Zahlen darstellen können, oder wie Sie das Körpergewicht nach den Osterfeiertagen mühelos wieder auf den gewünschten Wert bringen … Ändern Sie einfach die Bezugsgröße!
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