Derzeit sind wir extrem besorgt über schier endlos steigende Gaspreise. Per 30.09.2022 lag der Preis per Mwh bei 188 Euro. Im 15-Minuten-Takt erhalten wir Nachrichten, ob und wie die Regierung die Gasverbraucher in Deutschland entlasten will. Damit wird jedoch das zu geringe Angebot an Gas nicht erhöht, sondern nur eine Subvention aus Steuermitteln gewährt.
Tatsächlich erwartet der international aufgestellte Analysedienst Capital Economics (CE) im vierten Quartal 2022 einen weiteren Preisanstieg bis 250 Euro pro Mwh. Die weiteren Prognosen bis Herbst 2023 stimmen jedoch zuversichtlich. CE erwartet folgende Preisbildung pro Mwh Gas:
- Euro 250 bis Ende 2022
- Euro 225 bis Ende 1. Quartal 2023
- Euro 120 bis Ende 2. Quartal 2023 (!)
- Euro 140 bis Ende 3. Quartal 2023
In den USA wird der Gaspreis weniger schwanken. Die Prognosen pro mBtu lauten:
- USD 8,00 bis Ende 2022
- USD 7,80 bis Ende 1. Quartal 2023
- USD 7,60 bis Ende 2. Quartal 2023
- USD 7,40 bis Ende 3. Quartal 2023
Diese extrem unterschiedliche Einschätzung der Preisentwicklung für Europa und die USA spiegelt wider, dass Gas – im Gegensatz zu Öl – derzeit noch nicht in großen Mengen in andere Regionen transportiert werden kann. Die Verfügbarkeit von Gas hängt wesentlich davon ab, ob eine Pipeline in die Bedarfs-Region verfügbar ist und diese auch betrieben wird. Erst im Laufe des Jahres 2023 werden die Transportkapazitäten wachsen, indem vor allem sogenannte LNG-Tanker Gas in verflüssigter Form von Nahost und von den USA nach Deutschland und Europa liefern, wie dies seit Jahrzehnten schon mit Öl geschieht.
Wenn die Verfügbarkeit von Gas in Deutschland und dem weiteren Europa wieder steigt, wird auch die allgemeine preistreibende Wirkung, die zu einem großen Teil aus den derzeit extrem hohen Bezugskosten für Gas resultiert, wieder nachlassen.
Die Terminkontrakte, die Anfang September am zum Bezug von Erdgas am Standort Rotterdam abgeschlossen wurden, bestätigen die Erwartung, dass der Gaspreis nicht dauerhaft auf der aktuellen Höhe verharren wird. Aus diesen Kontrakten ergibt sich – wie auch von CE prognostiziert – eine Reduzierung des Preises ab Jahresbeginn 2023.
Quelle: Wellenreiter-Invest
Pioneer Media illustrierte am 22.9. den extremen Gaspreis-Anstieg im Vergleich zu anderen Energieträgern, deren Verfügbarkeit nicht so stark von dem Transport durch Pipelines abhängig ist.
Die Preissteigerung von Gas treibt auch die Preise von zahlreichen Produkten, die Gas entweder als Grundstoff und / oder zur Herstellung benötigen, in die Höhe.
Zusätzliche preistreibende Nachfrage entstand seit dem Frühjahr 2022 durch das Bemühen der Bundesregierung, den Füllstand der deutschen Gasspeicher von einem unüblichen tiefen Stand per Februar 2022 bis zum Beginn der Winterzeit auf einen überdurchschnittlichen Stand anzuheben. Die Gasmengen, die seitdem zur beschleunigten Auffüllung der Speicher abgezweigt werden, werden dem Markt entzogen, was zu einer zusätzlichen Verknappung des verfügbaren Angebotes führt.
Quelle drei Grafiken: ThePioneer
Ein Rückgang des Gaspreises wird zu einer Dämpfung des allgemeinen Preisauftriebes führen. Dies wiederum wird den Druck auf die EZB, durch Zinserhöhungen eine Dämpfung der Nachfrage zu erzwingen, reduzieren.
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