Über drei Prozent Zinsen auf Festgeldanlagen hatten zwei in Bulgarien ansässige Banken auch deutschen Geldanlegern geboten. Wie viele deutsche Sparer von diesem Angebot Gebrauch machten, ist mir nicht bekannt. Seit einigen Tagen zehren Berichte über einen Bankenrun bei der Corpbank an den Nerven der betroffenen Anleger.

Keine Bank der Welt hat genug Geld in der Kasse

Erfahrene Anleger wissen schon lange: Keine Bank der Welt hat genug Geld in der Kasse, um alle Guthaben, die ihr anvertraut wurden, kurzfristig über den Schalter auszuzahlen. Wenn zu viele Anleger Ihr Kontengeld gleichzeitig abheben wollen, wird jede Bank innerhalb weniger Stunden illiquide werden. Im Fall der Corpbank sollen angeblich Kriminelle Falschinformationen über Internet und SMS verbreitet haben, um einen Bunkrun auszulösen. Die EU gibt einen vorsorglichen Notkredit, um das bulgarische Bankensystem wieder zu stabilisieren.

Höhere Zinserträge sind nur mit höherem Risiko zu erzielen

Wie häufig haben wir schon darüber gelesen und diskutiert? Deutlich über dem Durchschnitt liegende Zinserträge sind nur mit einem höheren Risiko zu erzielen! In diesem Fall meinen wir mit „Risiko“ nicht die laufenden Wertschwankungen, die eine Vermögensanlage an den Börsen für uns so gefühlt unsicher erscheinen lässt. In diesem Fall bedeutet „Risiko“ tatsächlich die Möglichkeit eines endgültigen Ausfalls, eines endgültigen Verlustes eines Teils der gesamten Geldanlage. Sehen Sie hierzu das Video „Was verstehen Sie unter Risiko?“

Behalten Sie einen kühlen Kopf bei der Suche nach dem besten Festgeldkonto!

Ein gründlicher Kassensturz wird der Suche nach einem besseren Ertrag für die Vermögensanlagen vielleicht eine neue Perspektive öffnen: brauchen wir Deutsche wirklich so hohe Beträge auf Festgeld- und Tagesgeldkonten? Oder könnte vielleicht ein Teil dieser Summen über einen längeren Zeitraum in Vermögensanlagen fließen, die zwar gewissen Wertschwankungen, aber nicht dem Risiko eines Totalverlustes ausgesetzt sind?

Wenn die Summe auf dem Tagesgeldkonto auf den tatsächlich kurzfristig anzulegenden Betrag begrenzt wird, spielt es auch nicht mehr die entscheidende Rolle, ob hierfür 1,5 Prozent, 2 Prozent oder 3,3 Prozent (wie von der bulgarischen Corpbank angeboten) Zinsertrag geboten wird.

Fünf Prozent Vermögenszuwachs mit geringen Schwankungen

4,96 Prozent Wertzuwachs erzielte der 3ik-Strategiefonds I die letzten zwölf Monate, und dies – wie beabsichtigt – unter Inkaufnahme von „geringen Schwankungen“. Gemäß dem FactSheet vom 30.06.2014 betrug die Volatilität (Bezeichnung für die Abweichung der Wertentwicklung um den Durchschnitt, wird von uns Deutschen fast immer als „Risiko“ empfunden) nur 1,73 Prozent. Damit erzielten die Anleger einen soliden Wertzuwachs mit tatsächlich nur „geringen“ Schwankungen.

Vielleicht führt ein ernsthafter Kassensturz zum Ergebnis, dass das aktuelle Geldvermögen in unterschiedliche Teilsummen aufgeteilt werden könnte

  • Eine Teilsumme auf ein Festgeldkonto einer seriösen Bank
  • Eine Teilsumme in Investments, die nach bestem Wissen auf das Ziel „geringe Schwankungen“ hin ausgerichtet sind
  • vielleicht sogar eine weitere Teilsumme in Investments, die gestaffelt höhere Wertschwankungen, dafür aber langfristig auch deutlich besseren Wertzuwachs erwarten lassen

Alternativ locken auch schon wieder Anzeigen mit „5,75 % Festzins Geldanlage“, … „ab 5.000 Euro mit Grundbucheintrag!“ … . Na ja, …

Walter Feil