Die wirtschaftliche Erholung der Eurozone nimmt Fahrt auf. Die Konsumenten geben wieder mehr aus und schieben das Wachstum an. Das jährliche Wachstum der Umsätze im Einzelhandel stieg im Januar nahe auf ein Zehnjahreshoch, und dies trotz zurückgehender Preise in einigen Bereichen. Der starke Anstieg des Verbrauchervertrauens im März lässt erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Das Exportwachstum dagegen blieb verglichen mit früheren Erfahrungen schwach, obwohl der Außenwert des Euro in den letzten Monaten stark fiel. Die Exporteure tendieren derzeit eher dazu, ihre Gewinnspannen zu erhöhen statt den Kursrückgang des Euro gegenüber anderen Währungen über Preissenkungen weiterzugeben.
Eurozone: Die Umsätze im Einzelhandel (schwarze Linie) legten Anfang 2015 deutlich zu. Der Export (blaue Linie) stieg dagegen nur leicht.
Einkaufsmanagerindex auf höchsten Stand seit 2011
Der PMI (Purchase-Manager-Index = Einkaufsmanagerindex) in der Eurozone stieg von 53,3 auf 54,1. Dies markiert den höchsten Stand seit 2011. Der PMI in den USA stieg noch stärker an. Dies zeigt an, dass die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone noch lange nicht den Stand der USA erreicht hat. (linke Grafik)
Alle Indikatoren in Deutschland legten weiter zu. Die Schwächephase der Wirtschaft zum Jahresende 2014 ist damit Vergangenheit. (rechte Grafik)
Die Konsumenten schieben das Wachstum an
Die Konsumenten nutzten die leicht zurückgehenden Preise für zusätzliche Anschaffungen. Die Haushaltsausgaben steigen bereits seit 2014 und legten im Januar 2015 jedoch noch einmal deutlich zu. (linke Grafik) Davon profitierte vor allem der Einzelhandel mit einem Umsatzwachstum von 3,7 % im Januar, verglichen mit dem Umsatz des gleichen Monats im Vorjahr. (rechte Grafik)
Die Einzelhandelsumsätze stiegen am stärksten in Spanien und in Deutschland. Der Einzelhandel in Frankreich und Italien nahm nicht so stark zu. (linke Grafik) Auch die Zulassungszahlen für Neufahrzeuge stiegen an, nachdem in diesem Bereich seit Mitte 2014 ein Rückgang eingetreten war. (rechte Grafik)
Die Industrieproduktion zeigt ein gemischtes Wachstumsbild
Die Industrieproduktion in Deutschland und Spanien blieb auf dem gleichen Niveau wie in den Vergleichsmonaten des Vorjahres. In Italien und Frankreich lag die Industrieproduktion jedoch trotz eines leichten Anstiegs in jüngster Zeit unter dem Vorjahresniveau (linke Grafik).
Der Dienstleistungsbereich dagegen entwickelte sich besser mit einem Wachstum von über einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr (rechte Grafik).
Das Exportwachstum lässt noch auf sich warten
Der günstige Außenwert des Euro sollte eigentlich die Exporte aus der Eurozone beflügeln. Dies ist jedoch noch nicht der Fall. Die Exporteure nutzen den Währungsvorteil derzeit eher, um ihre Handelsspannen zu erhöhen. Soweit die Exporte nicht währungsgesichert sind, sollte dies zu einem deutlichen Anstieg der Gewinne führen. Darüber hinaus gibt es gute Gründe, eine Zunahme auch im Exportvolumen zu erwarten.
Der Arbeitsmarkt bleibt schwach
Der Arbeitsmarkt in der Eurozone hat sich weiter erholt. Die Erholung ist jedoch zu langsam, um eine deutliche Einkommenssteigerung im gesamten Eurogebiet zu verursachen. Die Arbeitslosigkeit ist mit 11,3 Prozent verglichen mit internationalen und historischen Erfahrungen sehr hoch (linke Grafik). Nur in Deutschland nimmt die Arbeitslosigkeit weiter ab (rechte Grafik).
In Italien und Frankreich nimmt die Arbeitslosigkeit dagegen zu. Griechenland und Spanien erreichen Fortschritte, liegen jedoch immer noch bei etwa 25 % (linke Grafik). Diese hohe Arbeitslosigkeit führt dazu, dass in den betroffenen Ländern die Löhne weiter sinken. Nur in Deutschland ist ein Anstieg der Löhne und Gehälter zu beobachten (rechte Grafik).
Die Preissteigerung bleibt weiter unter der Zielgröße der EZB
Die Preisentwicklung in der Eurozone ist wie auch in zahlreichen anderen Weltregionen wesentlich durch den Rückgang des Ölpreises beeinflusst. Da die Inflationsrate stets als Prozentzahl der Preisentwicklung im Vergleich zum gleichen Monat im Vorjahr angegeben wird, führten die fallenden Ölpreise zu einer fortlaufenden Reduzierung der veröffentlichten Inflationsrate (linke Grafik). Dies wird sich in Kürze ändern, wenn die Bezugsmonate (ein Jahr zuvor) in die Zeitspanne bereits niedriger Ölpreise fallen. Dann entfällt der Effekt der Ölpreisreduzierung, was zu einer “Normalisierung” der veröffentlichten Zahlen führen wird (rechte Grafik)
Die Inflationsrate in der Eurozone wird aber weiterhin deutlich unter der von der EZB angestrebten Zwei-Prozent-Linie bleiben.
Konsumenten nehmen mehr Kredite auf – Firmen haben Nachholbedarf
Das wachsende Vertrauen der Verbraucher in eine positive Zukunft zeigt sich auch in der Zunahme der privaten Kredite. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Größeres Vertrauen – Anstieg der Kreditaufnahme – Anstieg der Umsätze im Einzelhandel, z.B. im Fahrzeugmarkt (linke Grafik). Die Ausleihungen an Unternehmen in Deutschland und auch in Frankreich nahmen in jüngster Zeit ebenfalls leicht zu, während in Italien und Spanien immer noch ein Rückgang der Ausleihungen zu beobachten ist, der sich allerdings etwas verlangsamt hat (rechte Grafik).
Die Anleihemärkte der Eurozone nähern sich gefährlichem Terrain
Die Zinsen für Anleihen fallen seit geraumer Zeit. Wesentliche Ursache hierfür sind die gewaltigen Geldmengen, die die Notenbanken (zuerst in den USA und Japan) in den Markt gepumpt haben. Seit die Erwartung wuchs, dass auch die EZB ein “QE”- Programm auflegen würde, sanken auch die Zinssätze für Anleihen im Euroraum. Mittlerweile liegt der Zinssatz für deutsche Staatsanleihen unter dem Zinssatz für japanische Anleihen (linke Grafik). Auch in Italien, Portugal und Spanien sanken die Zinssätze. Nur in Griechenland, das im Risiko steht, die Eurozone zu verlassen, stieg der Zinssatz (rechte Grafik)
Diese Entwicklung bescherte den langlaufenden Bonds in den Depots hohe Kursgewinne. Nur: eine Umkehr der Entwicklung (wie tief kann der Zinssatz noch fallen, wenn er bereits nahe Null steht?) wird den umgekehrten Effekt ergeben. Steigende Zinssätze führen zu Kursverlusten.
Die Aktienmärkte spiegeln die Erholung der Eurozone wieder
Der seit 2012 andauernde Kursanstieg der Aktien in den USA (siehe blaue Linie mit dem S&P 500) hat sich in jüngster Zeit verlangsamt. Die Aktien der Eurozone (hier am Beispiel des Eurostoxx, graue Linie) begannen eine rasante Aufholjagt. Der Index in Großbritannien (schwarze Linie, FTSE 100) blieb dagegen weit zurück.
Kommentar:
In den drei 3ik-Strategiefonds wurde die Entwicklung der jüngsten Zeit genutzt.
- Die zurückgehenden Zinsen im Anleihemarkt, die teilweise zu beträchtlichen Kursgewinnen führten, haben die Wertentwicklung in 3ik-Strategiefonds I und II gut gestützt. Die raschen Kursgewinne von Anleihen mit sehr langen Restlaufzeiten führten zu einem überdurchschnittlichen Wertzuwachs der konservativ ausgerichteten Portfolios.
- Die stark anziehenden Aktienkurse in Europa, vor allem in Deutschland, führten zu einer guten Entwicklung des 3ik-Strategiefonds II und III. Pointierte Investments z.B. in Positionen, die von einem Anstieg der Autoexporteure in Deutschland profitieren, trugen einen überdurchschnittlichen Teil zur positiven Wertentwicklung bei.
Die Wertentwicklung aller drei 3ik-Strategiefonds ist jeweils tagesaktuell über die FactSheets (siehe am unteren Ende dieser Webseite) zu verfolgen. Auch die aktuelle Zusammensetzung mit einem (per Anfang April 2015) deutlichen Schwerpunkt auf europäischen Aktienmärkten ist aus den FactSheets zu erkennen.
Grafiken: CE, London.
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