Facebook & Co elektrisieren nicht nur Investoren rings um den Globus, sondern auch Werbungtreibende aller Branchen. Beides hängt unmittelbar zusammen:

  • Der weit überdurchschnittliche Kurszuwachs von fast allen Unternehmen, die wir unter dem Begriff „Social Media“ zusammenfassen, folgt aus den Gewinnzuwächsen, die diese Unternehmen in den letzten Jahren erzielt haben.
  • Die Gewinnsteigerungen resultieren aus den Gebühren, die Werbungtreibende an diese Unternehmen zahlen. Sie zahlen dafür, dass Facebook & Co die Werbung exakt bei der (und nur bei der) Zielgruppe ausspielt, die am ehesten auf die entsprechende Werbung anspricht.

Woher weiß nun Facebook & Co, welche Nachbarn in Ihrer Straße, welche Kollegen in Ihrem Büro, welche Freunde Ihrer Kinder auf eine bestimmte Werbung ansprechen werden, und auf andere Werbung nicht?

Meine Tochter machte mich auf einen Film aufmerksam, den ich auch Ihnen zu diesem Thema empfehlen möchte. Der Inhalt dieses Films ist erschreckend. Der Film ist kein leicht zu konsumierendes Entertainment. Er bringt in fast 90 Minuten Ausschnitte von Interviews. Interviews, die mit intimen Kennern der Ziele und der Funktionsweise dieser Datenkraken geführt wurden. Interviews mit Spezialisten für Künstliche Intelligenz (KI), die erläutern, wie diese Datensammlungen zu einem genauen Bild der Psyche von jedem von uns führen: Facebook & Co weiß genau, auf welche Themen, auf welche Bilder, auf welche Worte wir „anspringen“, was wir klicken werden, wann wir für ein bestimmtes Angebot am ehesten zugänglich sind, wie man uns dahin führen kann, wo es der Werbungtreibende will.

Dies alles mag für uns ja bequem und zeitsparend sein. Wir schätzen es, wenn wir nur mit „relevanten“ Inhalten gefüttert werden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass google maps zentimetergenaue Bewegungsbilder von uns speichern kann, dass die Suchmaschine ganz genau weiß, wofür wir uns interessieren, dass der Bücherlieferant unsere Lieblingslektüre kennt (… und laufend „passende“ neue Bücher anbietet), dass Facebook & Co wissen, mit welchen anderen Menschen wir uns austauschen. Sind wir uns bewusst, dass diese Datenmaschinen jeden einzelnen von uns mittlerweile besser kennen als unsere besten Freunde, als unsere Kinder oder Eltern, als unser Ehepartner?

Der Film weist nachdrücklich darauf hin, welche Macht sich hier etabliert hat. Diese Macht kann uns beeinflussen, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Was ist, wenn diese Macht eingesetzt wird, um politische Meinungen zu beeinflussen? Was ist, wenn diese Macht eingesetzt wird, um unsere Einstellung zu bestimmten Themen und Fragen unserer Zeit zu beeinflussen?

Ein Werbungtreibender kann – als Beispiel – bei Facebook eine Gruppe seiner besten Kunden einmelden. Daraus erstellt Facebook ein „Profil“. Dann ist es nur noch eine Frage des Budgets, wie viele weitere Personen mit einem übereinstimmenden „Profil“ gebucht werden, denen Facebook sodann eine bestimmte Werbung, die bei den vorhandenen Kunden bereits erfolgreich war, ausspielt.

Das gleiche Prinzip kann jederzeit zur Beeinflussung von beliebig vielen Personen und zu beliebigen Themen eingesetzt werden. Das Schlimme dabei ist: wir werden es nicht bewusst wahrnehmen, wie wir manipuliert werden.

Hier ist der Link zum Film:

Das Dilemma mit den sozialen Medien | Netflix – offizielle Webseite

Walter Feil
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