Auch im April setzten die Aktienmärkte ihre positive Entwicklung fort. Der Weltaktienindex liegt per Ende April drei Prozent über seinem letzten Höchststand Anfang Oktober 2018. Der starke Rückgang von Oktober die Dezember 2018 ist damit vollständig ausgebügelt und sogar um drei Prozent zusätzlichem Wertzuwachs übertroffen.

Seit Anfang 2018 stieg der Weltaktienindex, in Euro ausgedrückt, um über dreizehn Prozent. Belohnt wurden somit alle, die für ihr Langfrist-Investment einen hohen Anteil Aktien in ihrem Depot oder ihrer fondsgebundenen Versicherung hielten.

Grafik: vwd

„Sichere“ Anleihen liefern weiterhin keine Erträge mehr

Sogenannt „sichere“ Anleihen von Schuldnern erstklassiger Bonität, allen voran deutsche Staatsanleihen, liefern weiterhin keine Erträge mehr. Die folgende Grafik zeige die Wertentwicklung des iShares ETF auf den EO Aggregate Bond ETF (blaue Linie). Dieser ETF bildet den Barclays Capital EO Aggregate Bond Index ab, der eine Mischung aus Staats- und Unternehmensanleihen in der Eurozone darstellt. Dessen Wertentwicklung verläuft viel ruhiger, brachte jedoch (mit Ausnahme der letzten Wochen, als das Zinsniveau noch einmal ein bisschen nachgab) keinen Wertzuwachs.

Quelle: vwd

Wie geht es nun weiter?

Die Prognosen der Volkswirte und Analysten für die kommenden Wochen sind jetzt etwas vorsichtiger und enthalten mehr Hinweise auf Risiken. Nach der starken Steigerung der Aktienkurse von Januar bis Ende April von über 20 % sind die Chancen auf eine Fortsetzung dieser Rally geringer als noch per Anfang April. Ein Teil des Wertzuwachses im Weltaktienindex, der über 50 % Anteil US-Werte enthält, ist auch dem Anstieg des Wechselkurses USD gegen Euro zu verdanken.  Die in der Grafik gezeigt Abwertung des Euro gegen den USD ist eine Aufwertung des USD gegen den Euro und damit ein zusätzlicher Effekt für den in Euro denkenden Anleger, wenn er in USD-Werten investiert ist.

Quelle: vwd

Die kommenden Monate werden volatiler

In einem Punkt sind sich alle Analysten einige: die Wertentwicklung an den Aktienbörsen in den kommenden Monaten wird volatiler (schwankungsreicher) verlaufen als in den ersten vier Monaten 2019. Ganz kurz zusammengefasst heißt dies: „volatil seitwärts“. Einige Faktoren, die den Börsenkursen Auftrieb verleihen können, scheinen bereits verarbeitet:

  • Die erneute Belebung der Wirtschaft in China erscheint weitgehend eingepreist
  • Die positiven Effekte der Steuersenkungen in den USA Anfang 2018 laufen langsam aus
  • Die Erwartung eines Verzichts auf weitere Zinserhöhungen der Fed sind eingepreist

Dagegen wurden die letzten Monate einige Risiken, die unverändert weiterbestehen, weitgehend ignoriert:

  • Der hohe und nun wieder steigende Schuldenstand der Unternehmen in China
  • Die politische Unsicherheit und damit Instabilität in Europa
  • Negative Folgen der vom US-Präsidenten weiterhin als Drohung im Raum stehenden Zölle, z.B. für Importe von Autos in die USA

Gegen Jahresende, vielleicht ab September oder Oktober, erwarten viele Analysten wieder einen klareren Blick auf die weitere Entwicklung mit einer starken Tendenz auf weiter steigende Aktienkurse auch im Jahr 2020.

Drei Möglichkeiten der Allokation für die kommenden Wochen

Das Musterportfolio 3, welches „langfristig einen überdurchschnittlichen Wertzuwachs“ erreichen will, steht nun seit 1.1.2014 bei plus 76 Prozent, was einem durchschnittlichen Wertzuwachs von 11 Prozent jährlich entspricht. Ich sehe nun drei Alternativen, die kommenden Monate zu meistern:

Alternative 1: Schwankungen in Kauf nehmen in Erwartung einer langfristig positiven Entwicklung

Die Begründung hierfür ist, dass man keine Chance hat, den jeweils richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg aus den Aktienmärkten zu treffen und – noch viel wichtiger – danach wieder den richtigen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg. Diese Strategie setzt die Bereitschaft voraus, einen Rückgang zu akzeptieren und auszusitzen – und die feste Überzeugung, dass die Aktienmärkte über einen längeren Zeitraum ein guten Wertzuwachs liefern. Diese Strategie kann auch jetzt, per Anfang Mai, umgesetzt werden. Es gibt keine Anzeichen für einen heftigen Einbruch der Weltwirtschaft. Das weltweite Wachstum der Wirtschaft wird auf weiterhin über drei Prozentpunkte eingeschätzt.

Alternative 2: Das Erreichte sicherstellen und für eine gewisse Zeit alle Schwankungen ausschließen

Mit einem bisher guten Wertzuwachs im Rücken könnte man auch das „Risiko“ eingehen, bei dem jetzigen Stand alle Spieler vom Feld zu nehmen und für die kommenden Monate erwartete Volatilität auszuschließen. Das heißt:

a) im Rechtsrahmen eines Depots die Positionen auflösen und den Erlös in Liquidität parken. Das führt natürlich dazu, dass für den bisher noch nicht besteuerten Wertzuwachs 25 % Abgeltungsteuer fällig wird, plus Solidaritätszuschlag plus Kirchensteuer. Außerdem muss der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg gefunden werden.

b) im Rechtsrahmen einer steuerbegünstigten Versicherung die bisherigen Positionen in einen geldmarktnahen Fonds oder ETF zwischenparken. Hier werden weder Umschichtungsgebühren noch Steuern fällig. Was bleibt, ist auch hier, den Wiedereinstieg zu finden. Der Kauf neuer Positionen erfolgt idR. (auf jeden Fall bei Tarif LVL70) stets ohne Ausgabeaufschlag.

Alternative 3: Einen Kompromiss wählen und mit einen verringerten Betrag investiert bleiben

Hierzu bieten sich Positionen mit traditionell sehr geringer Schwankungsanfälligkeit an, z.B.

  • Geldmarktnahe Fonds und ETFs
  • Verwaltete Strategien mit defensiver Ausrichtung, soweit diese Strategien in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie Marktschwankungen wirklich gut abfedern und tendenziell zumindest eine leicht positive Entwicklung vorweisen
  • In einem Depot auch ganz einfach Liquidität

Musterportfolio 3 geht zu 50 % auf Parkposition

Für das Musterportfolio 3 wähle ich – nach einer langen Zeitstrecke der vollen Investition – die Alternative 3. Ich werde die Positionen, die im asiatischen Markt investieren (18 % Wertzuwachs seit Jahresbeginn) und den Weltaktienindex (ebenfalls 20 % Wertzuwachs seit Jahresbeginn) herausnehmen und durch ein defensiv aufgestelltes „Managed Index Portfolio“ von BlackRock ersetzen. Damit wird selbstverständlich das Wertzuwachspotential deutlich gesenkt, jedoch gleichzeitig das Risiko, in den kommenden „volatil seitwärtslaufenden“ Wochen einen Rückgang zu erleiden, reduziert.

siehe auch https://private-insuring.de/musterportfolios-ergebnisse-und-allokation-per-1-5-2019/

Walter Feil