Die Grafik zeigt den iShares ETF auf den Weltaktienindex inklusive Dividenden vom 1. 1. bis zum 25.4.2025, dargestellt in Euro. Deutlich zu erkennen der steile Absturz am 2. April, nachdem der US-Präsident „reziproke Zölle“ gegen über 50 Länder angekündigt hatte. Kurz danach kündigte Trump eine Zollpause von 90 Tagen an, was die Kurse an den Börsen wieder steigen lies. Bis zum Redaktionsschluss dieses Beitrags legten die Kurse weiter zu.
Quelle: infront
Der Blick auf die kurzfristige Entwicklung der Kurse treibt einem die Tränen der Enttäuschung in die Augen. Die Stimmung mag sich etwas aufhellen mit einem Blick auf eine längere Anlagedauer. Die folgende Grafik zeigt den gleichen ETF auf den Weltaktienindex mit dem Verlauf über die letzten zehn Jahre. 125 % plus – den jüngsten Rückgang voll mit eingerechnet – entspricht einer Wertzuwachsrate von durchschnittlich 8,5 % pro Jahr. Oder, anders ausgedrückt: Aus 100.000 Euro Startkapital wuchs in zehn Jahren inklusive dem Wertzuwachs von 125.000 Euro ein Kapitalstock von 225.000 Euro.
Die blaue Linie darunter zeigt die Wertentwicklung eines Fonds, dessen Management stets bemüht ist, die Volatilität gering zu halten. Dies ist in diesem Beispiel auch überzeugend gelungen. Wir als Anleger in einem solchen typischen Vertreter der Gruppe „ich-will-keine-großen-Wertschankungen“ hätten dafür allerdings nur einen Kapitalstock von 150.000 Euro erreicht. Das bedeutet: der Preis für den Versuch, die Wertschwankungen im Depot gering zu halten, waren 75.000 Euro weniger auf dem Investmentkonto.
Quelle: infront
Damit wird wieder einmal klar:
- Wenn wir die Wertschwankungen gering halten wollen, verzichten wir langfristig auf Rendite.
- Wenn wir langfristig eine gute Rendite erzielen wollen, müssen wir die Wertschwankungen ertragen.
- Wenn wir neben dem Langfrist-Investment noch ausreichend Liquidität für eventuell notwendige Entnahmen vorhalten, können wir die Schwankungen mit Gelassenheit aussitzen.
Und noch ein Punkt: Niedrige Kurse sind Kaufkurse!!! Diese Regel ist am schwersten umzusetzen. Die Stimmung ist mies, in unserer Vorstellung sinken die Kurse weiterhin ins Bodenlose, und jetzt soll ich kaufen???
Ja! Die Kurse werden wieder nach oben drehen. Ich weiß nur nicht, wann. Als Langfrist-Anleger denken wir jedoch darüber nach: wo könnten die Börsen in 5 Jahren oder in 10 Jahren stehen? Wenn wir jetzt, zu gedrückten Kursen kaufen, wenn wir nicht warten, bis wir die ersten 20 % Erholung hinter uns haben und alle Anleger wieder ein Lächeln im Gesicht tragen, … dann haben wir unsere Investments bereits mit einem Discount von 20 % aufgestockt.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Börsenkurse in den Emerging Marktes von Asien, den Emerging Marktes weltweit, dem Index für alle Aktien weltweit und den Index für Aktien in den USA. Donald Trump schickte mit seinen Zoll-Ankündigungen alle Märkte in den Keller. Nach dem Tiefpunkt am 8. April stehen die Kurse aktuell bereits wieder höher.
Wie geht es an den Aktienmärkten weiter?
Der Wert eines Unternehmens wird wesentlich von seiner Fähigkeit, Gewinne zu erzielen, beeinflusst. Der Aktienkurs für ein Unternehmen wird zusätzlich beeinflusst
- von den Erwartungen der Investoren, wie sich der Gewinn des Unternehmens künftig entwickeln wird
- von der allgemeinen Stimmung der Investoren
- von der Verfügbarkeit von Geld, das investiert werden kann
Wie steht es nun bezüglich der Gewinnentwicklung von Unternehmen, insbesondere in den USA?
Seit der Amtseinsetzung von Donald Trump herrscht große Unsicherheit in den Märkten. Eine kurze Rede des US-Präsidenten über die Einführung von Zöllen verursachte binnen Minuten massive Zweifel, ob die bisherigen Gewinnerwartungen noch Bestand haben: die Kurse fielen. Zwei Sätze des gleichen Mannes drei Tage später reduzierten die Bedenken: die Kurse stiegen.
Wo stehen die Börsen Ende Mai? Ich weiß es nicht. Ich weiß es vor allem deswegen nicht, weil ich (und vermutlich viele andere ebenso) keine Vorstellung davon habe, was diesem Mann in seiner gottgegebenen Weisheit (so seine Selbsteinschätzung) die nächsten Tage und Wochen noch einfallen wird, um „Amerika wieder groß zu machen“.
Schauen wir einmal über den Zaun, wie andere erfahrene Investoren agieren.
Norwegens Staatsfonds nutzt die Kursschwäche, um US-Investments auszubauen
Nicolai Tangen und sein Team managen den norwegischen Staatsfonds mit einem Vermögen von 1.220 Milliarden USD, und dies seit Jahren mit sehr gutem Erfolg. Das „Investment-Briefing“ von Thea MediaPioneer zitiert Nicolai Tangen aktuell wie folgt:
„Große amerikanische Unternehmen sind großartige langfristige Investitionen, daher sind wir sehr froh, dort investiert zu sein.“
Der norwegische Staatsfonds ist dazu bestimmt, künftig die Renten der norwegischen Rentenbezieher zu finanzieren. Damit ist der Fonds eindeutig ein Langfrist-Investor. Wir können von ihm lernen: Wenn wir einen guten Bestand von US-Unternehmen im Portfolio haben, dann behalten wir diesen Bestand. Wenn US-Unternehmen unter-repräsentiert sind und wir haben noch etwas Liquidität verfügbar, dann stocken wir zu den jetzt gedrückten Kursen auf.
Niedriges KGV lädt zum Investieren ein
Eine vielbeachtete Kennziffer für Investments ist das KGV, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, im Englischen auch „Earnings Ratio“ genannt. Diese Kennziffer gibt an, wie hoch der Preis einer Aktie im Verhältnis zum erwarteten Gewinn eines Unternehmens ist. Ein KGV von 15 (als Beispiel) gibt an, dass der Preis einer Aktie aktuell 15 mal so hoch ist wie der erwartete Gewinn im kommenden Jahr.
Die letzten Jahre, bis zum Rückgang der Kurse seit Mitte Februar, stand das KGV für nahezu alle Aktienmärkte über dem langfristigen Durchschnitt. Mit dem Rückgang der Kurse steht das KGV wieder dicht beim langfristigen Durchschnitt, in einigen Märkten sogar darunter.
Im Einzelnen:
- Im AllCap Weltindex entspricht das KGV aktuell dem langfristigen Durchschnitt seit dem Jahr 2000
- In den USA liegt das gegenwärtige KGV nur noch leicht über dem Durchschnitt
- In Europa liegt das KGV jetzt unter dem Durchschnitt
- in Lateinamerika (LatAm) liegt das KGV deutlich darunter
Ein niedriges KGV, entsprechend dem langfristigen Durchschnitt oder sogar darunter, ist keine Garantie, dass die Kurse nicht noch weiter abrutschen könnten. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass ein Aktienmarkt langfristig unter dem Durchschnitt des bisherigen KGVs verbleibt.
Europa, Deutschland und LatAm erscheinen günstig
Gemäß der vorstehenden Übersicht zum langfristigen KGV verschiedener Märkte erscheinen die Kurs in Europa, insbsondere in Deutschland und auch in Lateinamerika günstig. Capital Economics veröffentlichte jüngst die Prognose für die Aktienkurse bis Ende 2025 (basierend auf dem Stand vom 17.04.2025) nach den unerwarteten Zoll-Drohungen von Donald Trump wie folgt:
- Dax (Deutschland) auf 23.500
- Bovespa (Brasilien) auf 140.000
- S&P 500 (USA) auf 5.500
Quelle: Capital Economics
Damit sind neue Chancen entstanden in Deutschland und auch in Gesamt-Europa und in Brasilien. Die weitere Kursentwicklung in den USA schätzt CE jeztzt deutlich verhaltener ein als zu Jahresbeginn.
Tatsächlich haben die börsen in Brasilien (grün), in Deutschland (DAX, schwarz) und in Europa (EuroStoxx, grau) den Weltindex seit Jahresbeginn übertroffen.
Quelle: infront
Diese Entwicklung setzte sich auch im April 2025 fort.
Quelle: infront
Anpassung des Portfolios jetzt?
Wenn ein Investor bisher mit einem Schweprunkt in den USA investiert war und sein Investment weiterhin als Langfrist-Investment betrachtet, könnte er das Portfolio unverändert lassen. Die USA sind eine starke Volkswirtschaft. Donald Trump wird sie nicht ruinieren können.
Allerdings erwarte ich, dass die Jahre mit überdurchschnittlichem Wertzuwachs, der aus einem überdurchschnittlichen Gewinnwachstum resultiert, nun hinter uns liegen. Es gibt somit keinen Grund, alle Investments ausschließlich auf die US-Wirtschaft zu konzentrieren.
Andere Märkte, wie vorstehend beschrieben, holen derzeit auf. Damit erscheint eine breitere Streuung unter Einbeziehung von Europa inklusive Deutschland, und Lateinamerika (hier: Brasilien), hilfreich.
LVL70 bei ERGOLIFE
Inhaber eine Police gemäß Tarif LVL70 bei ERGOLIFE AG (Lux) erhalten ein gesondertes Mail mit einem Formblatt zu möglichen Umschichtungen.
Premium Pension bei LV1871
Inhaber einer Police gemäß Tarif Premium Pension bei LV1871 AG (FL), die dort die verwaltete Strategie „Vermögen fürs Leben“ gewählt haben, müssen nichts unternehmen. Die Strategie wird stufenweise auf eine breitere Streuung wie oben benannt umgestellt. In diesem Tarif nutzen wir auch die Möglichkeiten, Investments in Goldminen einzubauen, was bei dem Tarif bei ERGLIFE leider nicht möglich ist.
In beiden Tarifen: keine Steuer bei Umschichtungen!
Beide Tarife sind steuerbegünstigte Versicherungen, in denen Dividenden, Zinserträge und auch Veräußerungsgewinne bei Umschichtungen nicht besteuert werden.
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