Die Steuerreform in den USA wird in den nächsten zehn Jahren zu 1,5 Billionen (1.500 Milliarden) mehr Schulden im US-Staatshaushalt führen. Diese Prognose veröffentlich das Bankhaus Lampe in seinem Economic Research KOMPAKT vom 11. Januar 2018.

Steuerreform entlastet vor allem Unternehmen und Reiche

Die zum 1. Januar 2018 in Kraft getretene Steuerreform senkt den Körperschaftsteuersatz für Unternehmen von 35 auf 21 %. Darüber hinaus bietet sie erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten für bestimmte Ausgaben und Investitionen. Private Haushalte profitieren von niedrigeren Einkommensteuersätzen und höheren Freibeträgen, was vor allem einkommensstarken und vermögenden Haushalten zugute kommt.

Wachstumsimpuls auf ein halbes Prozent beschränkt

Bankhaus Lampe rechnet nur mit einem mäßigen Wachstumsimpuls von maximal einem halben Prozentpunkt. Der Konsum könnte – vor allem im Frühjahr 2019, wenn die Steuererstattungen ausbezahlt werden – vorübergehend profitieren. Investitionsentscheidungen hängen jedoch mehr von den Absatzperspektiven der Unternehmen als von steuerlichen Aspekten ab. Somit rechnet Lampe auch für 2018 mit einem Wachstum der US-Wirtschaft von unter drei Prozent. (zum Vergleich: die DAM erwartet für 2018 ein Wachstum der US-Wirtschaft von 2,3 %)

Steuerreform verstärkt Verteilungsungleichheit

Nach Ansicht von Bankhaus Lampe führt die US-Steuerreform nicht zu einer Vereinfachung des komplexen Steuersystems. Außerdem verstärken manche Regelungen den Anreiz zur Steuerminimierung. Die Ungleichheit der Nachsteuereinkommen wird durch die Reform noch erhöht und verstärkt die große Kluft zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Haushalten.

Kommentar
Die US-Steuerreform unterstreicht die grundsätzliche Linie des Milliardärs Donald Trump, besonders die Interessen der vermögenden Schicht zu fördern. Der damit einhergehende Schuldenanstieg erhöht die Abhängigkeit der USA vom Vertrauen der Finanzmärkte. Gleichzeitig steigt damit die Zinslast, die künftige Generationen bedienen müssen. Die Position der Fed wird damit immer schwieriger: jede Entscheidung über Anhebung der Leitzinsen führt zu einer Steigerung der Zinszahlungen, und dies für jährlich immer höhere Staatsschulden. Die Vermutung liegt nahe, dass die Lücken künftig erneut durch zusätzliches „Gelddrucken“ der Notenbank gefüllt werden.

Kurzfristig könnte die Reform zu einer Steigerung der Unternehmensgewinne führen. Dies unterstützt die Aktienmärkte für 2018 und vielleicht auch noch bis in 2019 hinein. Damit könnten auch die Aktienanleger in besonderem Maße von der US-Steuerreform profitieren. Andererseits führen mehr Schulden zu erhöhter Kreditaufnahme, was tendenziell zu höheren Zinssätzen führt. Steigende Zinsen für Anleihen führen unweigerlich zu Kursverlusten in diesem Anlagesegment. Damit ist äußerste Vorsicht bei Anleihen mit langen Laufzeiten geboten. In diesem Segment schätze ich das Risiko von Kursverlusten deutlich höher ein als die Chance auf Zinserträge.

Walter Feil