Die großen Ölproduzenten haben in den zurückliegenden guten Jahren hohe Darlehen aufgenommen. Der Rückgang des Ölpreises lässt Bedenken aufkommen, ob die daraus resultierenden Verpflichtungen weiter erfüllt werden können.
Dieses Risiko besteht vor allem bei den Ölfirmen in Lateinamerika. Die brasilianische Petrobras (als Beispiel) hat in den letzten Jahren sehr hohe Darlehen aufgenommen, um ihre ehrgeizigen Vorhaben zur Erschließung von Ölvorkommen in der Tiefsee zu finanzieren. Seit Juli sind die Aktienkurse von Petrobras (Brasilien) und Ecopetrol (Columbien) um vierzig Prozent gefallen. Wegen des hohen Anteils dieser Aktien im Index (etwa zehn Prozent) Index lies alleine diese Entwicklung den Gesamtindex dieser Länder um fast fünf Prozent fallen.
Kapitaldienst kann weiter bedient werden
Gemäß den Analysen von Capital Economics verfügen die Unternehmen und die Regierungen über einige Möglichkeiten, den Kapitaldienst auch bei anhaltend niedrigen Ölpreisen sicherzustellen. Dazu zählen unter Anderem:
- Die Reserven der Zentralbanken reichen im Krisenfall aus, um sämtliche Schulden der jeweiligen Staatskonzerne zu decken
- Andere staatseigene Unternehmen wären in der Lage, die staatseigenen Ölkonzerne zu unterstützen
- Unternehmensteile, die nicht zum Kerngeschäft der Ölkonzerne zählen, könnten verkauft werden, um mit dem Erlös den Schuldenstand zu reduzieren
Allerdings ist das Risiko von eskalierenden Problemen in einigen Ländern, in denen die Wirtschaft sehr schlecht läuft, erheblich. Dies gilt vor allem für Venezuela.
Die Grafik zeigt die Schulden einiger Ölkonzerne im Verhältnis zu den Währungsreserven der jeweiligen Staaten. Die Schulden der brasilianischen Petrobras entsprechen ca. 28 Prozent der Währungsreserven des Landes, die Schulden der staatseigenen PDVSA allerdings ca. 333 Prozent der Reserven ihres Eigners Venezuela.
Fazit:
Der erhebliche Rückgang der Aktienkurse einiger Ölkonzerne könnte eine übertriebene Reaktion der Märkte nach unten darstellen. Daraus ergeben sich Chancen, an der Rückkehr zu realistischen Bewertungen teilzuhaben, wie dies bei großen Ölkonzernen in Russland Mitte Dezember schon eingetreten ist.
Grafiken: CE, London
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