Einen Monat mehr erinnerten die Aktienkurse an den guten alten Käfer: … und läuft und läuft und läuft. Der Weltaktienindex legte auch im April weiter zu,  auf gesamt über 12 % plus seit Jahresbeginn. (Datenstand 27.04., in Euro)

Das will gar nicht zu den Einschränkungen passen, die wir immer noch ertragen müssen. Nur: die geschlossenen Läden und Restaurants, die wir vermissen und die um ihre Existenz kämpfen, sind nicht an der Börse notiert. Von den Unternehmen, deren Kurse an den Börsen notiert werden, laufen viele bereits wieder unter Volldampf. Der Weltindex repräsentiert auch nicht nur die deutsche Börse, sondern über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Deutsche Unternehmen haben in diesem Index nur einen Anteil von weniger als 3 %.

Weltaktienindex vom 1.1. bis 27.07.2021 (April 2021 gelb hervorgehoben)

Quelle: infront

Die Pandemie ist an den Börsen schon Vergangenheit

Die letzten Monate waren die Investoren noch sehr besorgt um den Verlauf der Pandemie. Wann kann die Wirtschaft wieder hochgefahren werden? Wann dürfen die Konsumenten wieder Geld ausgeben? Wann dürfen wir uns wieder frei bewegen?

Mittlerweile scheint die Pandemie an den Börsen schon Vergangenheit zu sein. Ja, wir haben noch einige Schritte vor uns, … ja, es sind noch nicht alle geimpft, … das wird nun abgearbeitet, nach Zeitplan, und – erledigt. Wie schon mehrfach auf dieser Webseite erwähnt: an den Börsen werden die Erwartungen gehandelt. Im Topf der Erwartungen liegen auch die gigantischen Konjunkturprogramme, die zwar beschlossen sind, aber ihre Wirkung erst in der Zukunft entfalten werden.

Zinshöhe und Tapering werden jetzt zum beherrschenden Thema

Die Aktienkurse werden jedoch nicht nur von den Erwartungen der Investoren über künftige Umsätze und Gewinne der Unternehmen beeinflusst, sondern ganz wesentlich auch durch die Höhe der Zinsen, die mit Anleihen zu verdienen sind.

Die Investoren versuchen, eine Vorstellung über die Höhe und Entwicklung der künftigen Gewinne eines Unternehmens zu gewinnen. Dann zinsen sie diese Gewinne auf den heutigen Barwert ab. Wenn mit sicheren Staatsanleihen – als Beispiel – nur 1 % Zins zu verdienen sind, dann ist der Abzinsungsfaktor gering. Dies führt zu einer hohen Bewertung der künftig erwarteten Unternehmensgewinne. Wenn mit Anleihen jedoch 2 % Zins zu verdienen sind, dann ist der Abzinsungsfaktor geringer. Dies führt zu einer geringeren Bewertung der künftig erwarteten Unternehmensgewinne. Das Unternehmen erscheint – im Vergleich zur Alternative „Anleihen“ – nicht mehr so attraktiv.

Wir können diesen Zusammenhang vielleicht besser nachvollziehen, wenn wir in Extremen denken: wenn wir heute für Anleihen der Bundesrepublik Deutschland 5 % sichere Zinserträge für die nächsten 10 Jahre erhalten würden, dann würde die Nachfrage nach solchen Anleihen deutlich steigen und gleichzeitig die Nachfrage nach Aktien deutlich sinken. 5 % Zinsertrag auf sichere Anleihen sind natürlich eine reine Wunschvorstellung. Dies sollte nur ein Beispiel sein, um Zusammenhänge zu verdeutlichen.

Klar ist jedoch: wenn die Investoren einen Anstieg der Zinsen erwarten, sinkt die Nachfrage nach Aktien. Die Diskussion hierüber können wir täglich in allen Wirtschaftszeitungen und Finanznachrichten verfolgen.

Die große Angst vor dem Tapering

Den Begriff „Tapering“ kennen die Sportler aus ihrer Trainingswelt: vor einer großen Ausdauerbelastung, zum Beispiel einem Wettkampf (Marathon, Schwimmen, …) wird der Trainingsumfang reduziert. In der Finanzwelt steht „Tapering“ für die Reduktion einer expansiven Finanzpolitik.

Die Fed, die EZB, die BoJ und Dutzende weiterer Zentralbanksysteme haben in den letzten Jahren eine extrem expansive Geldpolitik betrieben. Sie kauften Staatsanleihen in vorher nie gekanntem Ausmass. Die EZB kaufte in den letzten Monaten nahezu alle Staatsanleihen, die die Staaten der Eurozone zur Finanzierung ihrer Defizite und der Konjunkturprogramme ausgaben. Dies geschaht in der Regel indirekt: Banken kauften die neuen Staatsanleihen, und die EZB kaufte diese Anleihen dann im Zweitmarkt von den Banken.

Irgendwann müssen diese Anleihen-Kaufprogramme wieder reduziert werden. Die Notenbanken können nicht unendlich lange Staatsanleihen aufnehmen. Irgendwann muss der freie Kapitalmarkt wieder seine Rolle als Käufer von Staatsanleihen übernehmen. Nur: welcher Investor will Anleihen kaufen, für die er keinen oder nur einen sehr geringen Zinsertrag erhält?

Dies erklärt die große Angst der Aktionäre: wenn die Zentralbanken ihre Kaufprogramme zurückfahren, könnte dies zu einem Anstieg der Zinsen für längerfristige Anleihen führen – und damit zu fallenden Kursen an den Aktienmärkten.

Alle Augen richten sich auf die Fed

Die EZB wird gemäß den derzeit vorherrschenden Erwartungen sowohl die Höhe der kurzfristigen Zinsen als auch den Umfang der Anleihekäufe noch lange auf dem jetzigen Niveau halten. Die Aktivitäten und Pläne der Fed werden jedoch mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Jedes Wort, fast jede Geste von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank, wird analysiert und interpretiert. Schließlich sind die USA der größte Aktienmarkt der Welt.

Am Mittwoch, den 28.4., gab Powell eine Pressekonferenz. Die wesentlichen Aussagen waren:

  1. Es ist weiterhin nicht an der Zeit, über ein Tapering der Ankäufe nachzudenken.
  2. Ein nachhaltiger Anstieg der Inflation ohne Verbesserung am Arbeitsmarkt ist unwahrscheinlich.
  3. Die Aktienmärkte sind teilweise blasenhaltig.

Die Aktienmärkte reagierten zunächst etwas nervös. Sowohl im S&P 500 als auch im Nasdaq 100 oszillierten die Kurse eine Weile wie bei einem Seismographen. Am 29.4. kehrte wieder Ruhe ein, auf einem etwas höheren Niveau als vor der Pressekonferenz der Fed.

Langfristanleger bleiben investiert

Zur Einschätzung der weiteren Entwicklung der Aktienkurse werden zahlreiche Argumente vorgetragen:

  • Die Unternehmensgewinne steigen weiterhin
    Die Gründe für weiter steigende Gewinne habe ich im Ausblick des letzten Monats ausführlicher vorgetragen. Die Stichworte sind: Konjunkturprogramme, hohe Sparvolumen, die jetzt auf Konsum-Möglichkeiten warten, neue Rückkaufprogramme für Aktien, …  Dieser Link führt Sie zum Beitrag.
  • Die künftigen Gewinne sind bereits eingepreist.
    Richtig: nach der anhaltenden Rally sind künftig steigende Gewinne schon zu einem gewissen Maß in den Kursen eingepreist.
  • Die Pandemie könnte noch länger anhalten als erwartet.
    Dieses Risiko kann nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Rückschläge, z.B. durch neue Mutationen, können eintreten.
  • Die Digitalisierung wird zu erhöhter Produktiviät führen 
    Höhere Produktivität führt zu höheren Gewinnen.

… wir könnten die Liste der Pro’s und Contra’s noch lange fortsetzen. Die große Linie ist allerdings: Die Weltwirtschaft legt nach der lähmenden Pandemie wieder zu. Deutlich, schnell, überall. Stellvertretend für zahlreiche Analysen hier die neuesten Prognosen von der Commerzbank Stand 29.4.

  • Euroraum: plus 4,0 %
  • Deutschland: plus 3,5 %
  • USA: plus 6,5 %
  • China: plus 8,0 %
  • Welt: plus 5,8 %

Was also tun? Investiert bleiben oder eine Pause einlegen? –

  • Wenn Sie sich als Langfristanleger verstehen,
  • wenn Sie nicht gezwungen sind, Ihre Investments die nächsten paar Jahre zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt aufzulösen,
  • wenn Sie noch über weitere Vermögensanlagen verfügen, auf die Sie bei Bedarf zugreifen können:

dann bleiben Sie investiert. Wir werden nie den genau richtigen Zeitpunkt erwischen, aus den Märkten auszusteigen, und danach auch nie den genau richtigen Zeitpunkt, wieder einzusteigen.

Rückblick: zehn Jahre Weltindex und zehn Jahre Nasdaq 100

Ein Blick zurück zeigt die Wertentwicklung, den ein Langfrist-Investor mit ruhiger Hand eingefangen hat:

  • durchschnittlich 12,1 % mit dem Weltindex
    Der Investment über die Grenzen von Dax und Deutschland hinaus in den internationalen Aktienmärkten hat, mit allen Höhen und Tiefen, einen Wertzuwachs von über 200 % ergeben.
  • durchschnittlich 21,7 % mit dem Nasdaq 100
    Ein Investment in die „Tech“ – Werte, wie sie im Nasdaq 100 konzentriert zusammengefasst sind, hat in der gleichen Zeit einen Wertzuwchs von über 650 % ergeben.

 

Auf den „Seminaren auf der Burg“, dieses Jahr erneut als digital angebotene Veranstaltung, werden wir Ihnen Fonds vorstellen, die die Investment-Themen des neuen digitalen Zeitalters besonders erfolgreich einfangen – mit Wertzuwachsraten deutlich über dem Nasdaq. Die Einladung und Freischaltung senden wir per Newsletter. Sind Sie schon in die Empfängerliste eingetragen? Dann erhalten sie zu jedem Monatswechsel die „IhrKonzept AKTUELL“ in Ihre Inbox. Schauen Sie einmal nach, ggfls. tragen Sie Ihre Mailadresse in der Empfängerliste  nach.

Walter Feil